Theologe: Einschränkung der Alten Messe war notwendig
Der Liturgiewissenschaftler Marco Benini hält die 2021 erfolgte Einschränkung der vorkonziliaren Messe durch Papst Franziskus für einen notwendigen Schritt. Denn Liturgie sei "immer auch Ausdruck eines Kirchenverständnisses, eines Kirchenbildes" und könne "kirchenpolitische Einstellungen transportieren", sagte er dem "Domradio" (Dienstag). So gebe es Menschen, die aus ästhetischen Gründen die sogenannte Alte Messe bevorzugten, aber auch solche, die sich dadurch als "echte Katholiken" fühlten. Wieder andere würden sie als Mittel benutzen, "um sich von Papst Franziskus zu distanzieren". Es gehe aber "am Kern der Liturgie vorbei", wenn sie für kirchenpolitische Zwecke missbraucht werde.
Dabei würden einflussreiche Kirchenvertreter wie Kurienkardinal Raymond Burke, der frühere texanische Bischof Joseph Strickland oder auch Erzbischof Carlo Maria Vigano mit ihrer Vorliebe für die Alte Messe und ihrer Kritik am Papst nicht das Leben einer normalen Pfarrei repräsentieren. Das Gegenteil sei der Fall, meint Benini. Vielmehr handele es sich um ein "kleines, aber gut vernetztes Segment" mit starker Internetpräsenz. Papst Franziskus sei in den USA "eine sehr wichtige Person im Katholizismus" und seine Aussagen würden in Predigten häufiger zitiert als in Deutschland, betont der Liturgiewissenschaftler von der Theologischen Fakultät Trier.
Benini selbst ist davon überzeugt, dass es gut ist, dass die Kirche die heutige Form der Liturgie als Gottesdienstform hat. "Und die jetzige Form der Messe ist schön zu feiern", sagt er. "Es kommt nur darauf an, dass wir sie richtig und gut feiern." Das Apostolische Schreiben "Traditionis custodes" von Papst Franziskus hat die weitreichenden Genehmigungen von Benedikt XVI. aus dem Jahr 2007 zur Feier der Messe nach dem Römischen Messbuch von 1962 rückgängig gemacht. Franziskus hatte diese Genehmigungen aufgehoben, weil er befürchtete, die Alte Messe könne missbraucht werden, um der Einheit der Kirche zu schaden. (mtr)