Justizminister hofft auf Fortschritte des Vatikans

Vangheluwe-Fall: Papstbesuch steht "unter einem schlechten Stern"

Veröffentlicht am 09.02.2024 um 12:56 Uhr – Lesedauer: 

Brüssel ‐ Im September soll Papst Franziskus Belgien besuchen. Dabei hat der Vatikan noch nicht auf den Missbrauchsfall des ehemaligen Bischofs von Brügge reagiert. Nun äußert sich Justizminister Paul Van Tigchelt dazu – und hofft auf Fortschritte.

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Der belgische Justizminister Paul Van Tigchelt hofft auf Fortschritte des Vatikans im Fall des früheren Bischofs von Brügge, Roger Vangheluwe (Foto oben). Gegenüber der belgischen Tageszeitung "Het Laatste Nieuws" (Donnerstag) erklärte Van Tigchelt, die Bundesstaatsanwaltschaft sei bereit, dem Vatikan die pornografischen Bilder zu übergeben, die 2012 bei einer Hausdurchsuchung auf dem Computer Vangheluwes gefunden wurden. Diese seien zwar nach belgischem Recht nicht illegal, könnten aber im Widerspruch zum Kirchenrecht stehen, so der Justizminister.

In einem Gespräch zum Besuch des Papstes in Belgien anlässlich der 600-Jahr-Feier der Universität Löwen habe er auch gegenüber dem Apostolischen Nuntius betont, der Papstbesuch stünde "unter einem schlechten Stern", wenn im Fall Vangheluwe keine Fortschritte gemacht würden, sagte van Tigchelt.

Vatikan bat Bischöfe, neue Akte anzulegen

Vangheluwe ist 2010 von seinem Amt als Bischof von Brügge zurückgetreten, nachdem bekannt geworden war, dass er seine Neffen sexuell missbraucht hatte. Die Taten räumte er selbst ein. Die mit dem Bischofsamt verbundenen Rechte und Pflichten wurden dem Prälaten bisher aber nicht entzogen. Medienberichten zufolge soll Vangheluwe im September vergangenen Jahres an den Papst geschrieben haben, der Inhalt des Briefes ist jedoch nicht bekannt. Unter anderem heißt es, der Vatikan habe die belgischen Bischöfe gebeten, eine neue Akte über die Missbrauchsvorwürfe gegen Vangheluwe vorzubereiten. Allerdings gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass die Akte neue Informationen enthält.

Der belgische Premierminister Alexander De Croo hatte vor rund zwei Wochen darauf gedrängt, Vangheluwe aus dem Klerikerstand zu entlassen. Bereits im vergangenen Herbst hatten die belgischen Bischöfe den Missbrauchstäter selbst aufgefordert, die Entlassung vom Vatikan zu erbitten. Der Antwerpener Bischof Johan Bonny äußerte damals Unverständnis darüber, dass der Vatikan im Fall Vangheluwe noch nicht reagiert habe. Laut Bonny hatte die Bischofskonferenz den Vatikan schon Ende 2022 gebeten, Vangheluwe zu laisieren. (mtr)