Fall beschäftigt vor Papstbesuch Bischöfe und Politik in Belgien

Belgischer Nuntius spricht mit dem Papst – Ging es um Vangheluwe?

Veröffentlicht am 10.02.2024 um 15:25 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Noch in diesem Jahr soll Franziskus Belgien besuchen – der erste Papstbesuch seit fast 30 Jahren. Doch der Fall des emeritieren Bischofs und Missbrauchstäters Roger Vangheluwe beschäftigt das Land. Jetzt war der belgische Nuntius beim Papst.

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Der Apostolische Nuntius in Belgien, Erzbischof Franco Coppola, ist am Samstag von Papst Franziskus empfangen worden. Über die Audienz für den Diplomaten informierte das vatikanische Presseamt, machte aber keine weiteren Angaben.

Beobachter gehen davon aus, dass es bei dem Termin um die Affäre Vangheluwe (Foto) ging. Roger Vangheluwe (87) war von 1984 bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2010 Bischof von Brügge. Er soll laut belgischen Medienberichten in den 80er Jahren zwei Neffen sexuell missbraucht haben. Er räumte die Taten selbst ein Seit seinem unter kirchlichem Druck erfolgten Rücktritt lebt er zurückgezogen in einem Kloster und darf sein Heimatbistum nicht mehr betreten. Dennoch bleibt er Bischof im Ruhestand und darf weiter privat die heilige Messe feiern.

Nuntius überzeugt, "dass Vangheluwe kein Bischof bleiben kann"

Sein Nachfolger, Jozef De Kesel, setzt sich dafür ein, dass Vangheluwe aus dem Klerikerstand entlassen wird. Dies ist die kirchenrechtliche Höchststrafe für Priester und Bischöfe, die Minderjährige sexuell missbraucht haben. Nach weltlichem Strafrecht sind die Vangheluwe zur Last gelegten Taten verjährt. Laut kirchlichem Strafrecht kann die Verjährung bei schweren Verbrechen ausgesetzt werden. Nuntius Coppola hatte vor seiner Reise nach Rom öffentlich erklärt, er sei "überzeugt, dass Vangheluwe kein Bischof bleiben kann."

Druck kommt auch von den belgischen Bischöfen und aus der Politik. Zuletzt betonte der belgische Justizminister Paul Van Tigchelt, er hoffe auf Fortschritte im Fall Vangheluwe. Die Bundesstaatsanwaltschaft sei dafür auch bereit, dem Vatikan pornografische Bilder zu übergeben, die 2012 bei einer Hausdurchsuchung auf dem Computer Vangheluwes gefunden worden seien. Er in einem Gespräch mit Nuntius Coppola bereits betont, der Papstbesuch in Belgien stünde "unter einem schlechten Stern", wenn im Fall Vangheluwe keine Fortschritte gemacht würden, so Van Tigchelt. Zuvor hatte bereits der belgische Premierminister Alexander De Croo auf eine Laisierung Vangheluwes gedrängt. Auch der Antwerpener Bischof Johan Bonny äußerte Unverständis darüber, dass der Vatikan in diesem Fall noch nicht reagiert habe.

Papst Franziskus soll im September nach Belgien reisen. Anlass dafür ist der 600. Jahrestag der Gründung der Universität Löwen. (cbr/KNA)