Wiesemann: Hilfswerke überwinden "binnenkirchlich verengten Blick"
Die bundesweite Spendenaktion von Misereor in den Wochen vor Ostern wird am Sonntag in Ludwigshafen eröffnet. Die Fastenaktion thematisiert nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Ernährung am Beispielland Kolumbien – unter dem Motto "Interessiert mich die Bohne". Das ARD-Fernsehen überträgt den Festgottesdienst aus der Pfarrkirche Sankt Ludwig ab 10.00 Uhr live.
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann sieht in der Arbeit der Entwicklungs- und Hilfsorganisation Misereor einen "kirchlichen Leuchtturm". Misereor und andere katholische Hilfswerke könnten den "oft binnenkirchlich verengten Blick" überwinden, sagte Wiesemann am Donnerstag in Ludwigshafen. So werde erlebbar, "dass Kirche alle Begrenzungen durch Nation, Herkunft oder Sprache übersteigt". Behauptungen, dass es eine "deutsche Kirche" mit einem nationalen Sonderweg gebe, seien "völliger Unsinn", sagte der Bischof. "Wir sind eine Weltkirche, eine weltumspannende Gemeinschaft." Gerade die Arbeit von Misereor gebe dafür wegweisende Impulse. Ursprung des Christentums sei der Auftrag, "hinauszugehen in alle Welt".
Für das Gute trommeln
Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel sagte, mit dem bewusst etwas irritierenden Motto wolle man die Menschen neugierig darauf machen, "welche Kraft in der Bohne steckt". Spiegel rief dazu auf, verstärkt Kaffee aus fairem Handel zu kaufen. Misereor setze sich für die Rechte von bäuerlichen Familienbetrieben ein, "die weltweit etwa 70 Prozent der Nahrungsmittel anbauen und für eine stabile und ausgewogene Ernährung sorgen können". In Kolumbien, wo jahrzehntelang ein blutiger Bürgerkrieg herrschte, sei es zudem notwendig, das Bewusstsein für Menschenrechte und Menschenwürde zu stärken. Auch Nidia Cielito Meneses Meneses, Mitarbeiterin der Landpastoral in der kolumbianischen Diözese Pasto war zu Pressekonferenz nach Ludwigshafen gekommen. In ihrer Heimatregion würden mit von Misereor unterstützten Projekten vorhandene Initiativen ermutigt, "sich selbst erfolgreich mit Nahrungsmitteln zu versorgen", sagte sie.
Nach der Pressekonferenz gesellten sich Wiesemann und Spiegel in der Aula des Heinrich Pesch Hauses zu rund 200 Vorschulkindern aus der Region Ludwigshafen – die alle eine Trommel vor sich hatten. Der Bischof und der Misereor-Chef setzten sich ebenfalls mit einer Trommel in der Hand zu den Kindern auf den Boden, um "für das Gute zu trommeln", wie Wiesemann sagte. Dann wurde es ohrenbetäubend laut. Eine imaginäre "Trommelreise", die die Kinder in ihrer Fantasie zu anderen Völkern führen und für Respekt sowie Gemeinschaftssinn werben sollte, wurde von dem Musiker und Theaterpädagogen Markus Hoffmeister gestaltet. Seine seit 2012 schon über 100 Mal aufgeführte, rund 75-minütige Veranstaltung verbindet er stets mit Weisheiten aus der afrikanischen, orientalischen, indianischen und christlich-jüdischen Kultur.
Gemeinden und Gruppen engagieren sich
Die "Trommelreise" bildete zugleich den Auftakt für die "Solibrot"-Aktionen zugunsten von Misereor in Kindertagesstätten. Dabei werden in Kitas kleine Brote oder Muffins gebacken, die die Kinder dann gegen eine Spende für Misereor abgeben – in der Nachbarschaft, auf dem Marktplatz oder bei örtlichen Unternehmen.
Das Hilfswerk arbeitet nach eigenen Angaben in 85 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, Asiens und Ozeaniens, Lateinamerikas und der Karibik mit Partnerorganisationen zusammen. Bundesweit engagieren sich im Rahmen der Fastenaktion zahlreiche Gemeinden und Gruppen. Am fünften Fastensonntag – dem 17. März 2024 – wird dann in allen katholischen Gemeinden Deutschlands für Misereor gesammelt. (KNA)