Er sei Christ und Priester – "manchmal auch trotz der Kirche"

Theologe Loffeld: Immer mehr Gründe, nicht in der Kirche zu sein

Veröffentlicht am 21.02.2024 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Die Liste dessen, was an Schuld und Diskriminierungen ans Licht komme, sei länger und länger geworden: So sieht der Theologe Jan Loffeld auch immer mehr Gründe, nicht in der Kirche zu bleiben. Eine Sache wolle er jedoch niemals missen.

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Der Theologe Jan Loffeld sieht nach eigenen Angaben immer mehr Gründe, nicht in der Kirche zu bleiben, weil die Liste dessen, was an Schuld, Unzulänglichkeiten, Diskriminierungen ans Licht gekommen sei, immer länger geworden sei. "Zugleich muss ich sagen, dass ich niemals auf die vielen Menschen verzichten möchte, die ich in der und durch die Kirche kennengelernt habe und denen ich viel verdanke", sagte Loffeld am Dienstag in einem Interview des Bistums Münster. Dies gelte auch für die vielen, die durch die Geschichte gegen alle, auch kirchlichen, Widerstände geglaubt hätten. "Ohne sie gäbe es den christlichen Glauben heute nicht mehr. Daher bin ich Christ und Priester in der Kirche, manchmal auch trotz der Kirche, vor allem aber Dank der Kirche im Sinne der Gemeinschaft des Gottesvolkes."

Die in vielen Bistümern stattfindenden Prozesse zur Fusion von Pfarreien zu größeren Pastoralen Räumen verglich der im niederländischen Utrecht lehrende Theologe mit dem Karsamstag: "Wir leben in der Hoffnung auf das Neue, das hier und dort bisweilen sichtbar wird, müssen allerdings eine tiefe und grundlegende Transformation bestehen oder besser gestalten." Zugleich solle man sehr aufpassen, vermeintlich frühere Zeiten zu idealisieren. Auch die kleinschalige Pfarreistruktur habe ihre unfrei machenden Engen etwa mit einer hohen Sozialkontrolle gehabt. "Christsein und die Entscheidung zum Glauben sind vielleicht noch nie so frei und autonom, aber auch so schwierig und unverständlich gewesen wie heutzutage – gerade mit Blick auf die derzeitige kirchliche Situation", so Loffeld.

Er betonte, dass es kein Zurück zur alten Struktur geben werde – und das nicht nur aufgrund des Priestermangels, sondern weil sich auf allen Ebenen das kirchliche Engagement ausdünne. "Die meisten Menschen haben heute einfach Anderes und Wichtigeres zu tun, um ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten", sagte der Theologe. Die bisherigen kirchlichen Strukturen gingen immer noch von Voraussetzungen aus, die einfach nicht mehr stimmten. (stz)