Tornielli: Franziskus beginnt zwölftes Jahr von Pontifikat in "dunkler Stunde"

Vatikan-Mediendirektor verteidigt Papst-Aussagen zu Ukraine-Krieg

Veröffentlicht am 13.03.2024 um 20:29 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die Debatte um das Papstwort von der "weißen Fahne" geht weiter. Anlässlich des elften Jahrestags der Wahl von Franziskus erklärt der vatikanische Mediendirektor die Weltsicht des Papstes. Die Farben sind düster.

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Der vatikanische Mediendirektor Andrea Tornielli hat die umstrittenen Aussagen von Papst Franziskus zum Krieg in der Ukraine verteidigt. Das Kirchenoberhaupt sei ein Mahner für den Frieden in einer von Kriegen gekennzeichneten Welt, so Tornielli in einem am Mittwoch von Vatican News veröffentlichten Leitartikel. Darin schreibt der Medienverantwortliche des Vatikan: "Ohrenbetäubende Stille der Diplomatie. Ein Panorama, in dem politische Initiative fehlt und Führung, die auf den Frieden setzt. Ein wahnsinniger Rüstungswettlauf (...) Das ist das Szenario, in dem die einsame Stimme von Papst Franziskus dafür plädiert, die Waffen zum Schweigen zu bringen und Mut zum Frieden zu sammeln." Franziskus hatte vor wenigen Tagen mit einem Aufruf zu Friedensverhandlungen im russischen Angriffskrieg in der Ukraine international für Unmut gesorgt, unter anderem weil er die Formulierung "Mut zur weißen Flagge" verwendete.

Mit drastischen Worten beschrieb Tornielli auch die Weltlage aus Sicht des Papstes. "Der Bischof von Rom tritt in das zwölfte Jahr seines Pontifikats in einer dunklen Stunde ein", so der Mediendirektor. Tornielli ist verantwortlich für die inhaltliche Linie aller Vatikan-Medien und gilt als Intellektueller, der Papst Franziskus und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin nahe steht. In dem Text zum Jahrestag der Papstwahl von Franziskus interpretiert er das umstrittene Werben des Kirchenoberhaupts für einen Verhandlungsfrieden mit den Worten: "Er ruft zu einem Schweigen der Waffen in dem tragischen Konflikt auf, der im Herzen des christlichen Europas ausgebrochen ist, in der von den russischen Aggressoren zerstörten und verwüsteten Ukraine."

Weiter schreibt Tornielli: "Das Schicksal der Menschheit liegt in der Hand von Machthabern, die unfähig sind, die Folgen ihrer Entscheidungen abzuschätzen und die sich in die vermeintliche Unvermeidlichkeit des Krieges schicken." Der Papst sage "mit Klarheit und Realismus, dass 'derjenige stärker ist, der die Situation sieht, der an die Menschen denkt', das heißt, 'der den Mut hat zu verhandeln', denn 'verhandeln ist ein mutiges Wort', dessen man sich nicht schämen muss". Franziskus stelle "trotz aller Missverständnisse nah und fern weiterhin die Heiligkeit des Lebens in den Mittelpunkt". (rom/KNA)