Polizei verhindert Stürmung von Christenviertel

Ausschreitungen wegen angeblicher Koran-Schändung

Veröffentlicht am 26.05.2015 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 
Pakistan

Rom ‐ Rettung in letzter Minute: Kurz bevor ein aufgebrachter Mob eine alte Christensiedlung in Pakistan stürmen konnte, verhinderten Polizei, Erzbischof und Muslimführer das Schlimmste. Es war nicht das erste Mal, dass Christen derart in Bedrängnis gerieten.

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Auf Vermittlung von Erzbischof Sebastian Francis Shah und einiger Muslimführer sei die Polizei noch rechtzeitig eingeschritten und habe die Menge bis Mitternacht zurückgedrängt. "Es ist das erste Mal, dass die Regierung rechtzeitig reagiert und Menschen und Häuser gerettet hat", betonte Shah.

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Video: © Missio Aachen

Christen leben in Pakistan ihre Religion mit Stolz, jedoch unter ständiger Anspannung

Ausgelöst wurden die Protest durch einen jungen, offenbar geistig zurückgebliebenen Mann, der beim Aufräumen seines Hauses einige Zeitungsblätter verbrannt haben soll, auf denen auch Koranverse abgedruckt waren. Eine genaue Klärung sei bislang nicht möglich gewesen, er werde versuchen, im Gespräch mit dem Mann den Ablauf zu ermitteln, betonte Erzbischof Shah. Das rasche Eingreifen der Polizei führte er auf die jüngsten Kontakte zu örtlichen Politikern und Muslimführern nach heftigen Ausschreitungen von Mitte März zurück. Damals war es bei Anschlägen auf zwei Kirchen in Lahore zu heftigen Ausschreitungen gekommen.

Shah beklagte, dass bei Verstößen eines einzelnen Christen in seinem Land stets die ganze Gemeinde in Mitverantwortung gezogen werde. "Wenn dagegen ein Muslim wegen Blasphemie belangt wird, muss er allein die Konsequenzen tragen."

Das pakistanische Zivilgesetz sieht in Artikel 295 B, dem sogenannten Blasphemie-Paragrafen, eine Gefängnisstrafe für jeden vor, der den Koran schändet. Ein geistiger Defekt habe keine mildernden Umstände, schreibt Zenit unter Berufung auf Fachjuristen der römischen Lateran-Universität. (KNA)