Theologe Marschütz wirft Kirche Gender-Rückständigkeit vor
Die Kirche bringt aus Sicht des Wiener Theologen Gerhard Marschütz beim Umgang mit der Geschlechterforschung "eine hohe Portion an Ideologie" ein. "Die Kirche und auch die Gesellschaft haben lange das Binäre als richtig angesehen und die Wirklichkeit queerer Menschen als krank", sagte Marschütz am Freitag der Berliner "taz". In Wissenschaft und Gesellschaft habe man diese Sicht längst überwunden.
"Speziell die katholische Kirche hat diesen Schritt großteils nicht mit vollzogen. Da gibt es immer noch die Vermutung, dass sexuelle und geschlechtliche Varianten etwas sind, das nicht der natürlichen Schöpfungsordnung entspricht", so Marschütz, der sich in den vergangenen Jahrzehnten als Wissenschaftler intensiv mit Geschlechter- und Familienforschung beschäftigt hat.
Man müsse diese Art des theologischen Denkens hinterfragen und sich fragen, warum man die wissenschaftliche Entwicklung nicht angemessen berücksichtigt habe in der eigenen Lehre. Der Synodale Weg in Deutschland habe dagegen den "Primat der Liebe" stark gemacht, so der 68-Jährige. Dadurch werde deutlich, dass ein Mensch um seiner selbst willen anzuerkennen sei – unabhängig von sexueller Orientierung und geschlechtlicher Empfindung. (KNA)