Patriarch Pizzaballa ruft bei Ostervigil zu Versöhnung auf
Mit einem Festgottesdienst in der Grabeskirche haben die Katholiken Jerusalems das Osterfest in Erinnerung an die Auferstehung Christ gefeiert. Vor der Grabkammer, in der nach der Tradition Jesus zu Grabe gelegt wurde und dann von den Toten auferstand, leitete der Lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa den Gottesdienst vor nur wenigen Hundert Gläubigen. Wegen des Gazakriegs nach dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober kommen infolge der geltenden Reisewarnungen kaum ausländische Besucher ins Heilige Land.
In seiner Ansprache rief der Kardinal angesichts der derzeit "schrecklichen Lage" zu Nächstenliebe und Vergebung auf. Jeder sollte nicht nur auf sich selbst und den eigenen Schmerz blicken sondern darüber hinausschauen und die "Zeichen der Gegenwart des Lebens, der Liebe und des Lichts" suchen. "Sie sollten die Welt und ihre Umstände mit Sanftmut betrachten", so wie auch Jesus nach dem siegreichen Kampf gegen den Tod nicht mit seinen Peinigern abgerechnet habe.
Die vergangenen Tage "haben uns eingesperrt, sie scheinen unsere Erwartungen zunichte gemacht zu haben, alle Straßen gesperrt und die Zukunft ausgelöscht zu haben". Die zwischenmenschlichen Beziehungen schienen durch Misstrauen und Missverständnisse wenn nicht gar durch Verrat verletzt zu sein. Auch "unsere Absichten nach Frieden, Versöhnung und Dialog scheinen heute gescheitert zu sein", ebenso wie der Wunsch nach einem ruhigen Leben in Gerechtigkeit und Wahrheit. Vor diesem Hintergrund bedeute die Feier von Ostern "den Mut zu erneuern, ein Leben mit den richtigen Erwartungen zu suchen, die Zeichen, die uns umgeben, mit Freiheit zu hinterfragen, mit Vertrauen und Freiheit aufzublicken, ohne zu erwarten, dass andere zu uns aufschauen", sagte der Kardinal.
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Besondere Gottesdienstordnung in Jerusalem
Zu Beginn der über 3-stündigen Zeremonie entzündete Pizzaballa im Innern der leeren Grabkammer die Osterkerze. "Wir möchten, dass das Licht des Auferstandenen die Art und Weise erleuchtet, wie wir diese Stadt, das Heilige Land, die Welt und die Kirche sehen, die in der Welt lebt und wächst."
Wegen der besonderen Ordnung der Grabeskirche, des Status quo, findet die Feier der Osternacht bereits am Samstagmorgen statt. Damit ist Jerusalem stets der erste Ort der Weltkirche, in dem das Oster-Alleluja angestimmt wird.
Am Abend des Karfreitags hatten die für die Heiligen Stätten im Heiligen Land zuständigen Franziskaner mit einer bewegenden Zeremonie in der Grabeskirche des Leidens und der Grablegung Christi gedacht. Von einem der Kreuze auf dem Golgotha-Hügel wurde eine hölzerne Jesusfigur abgenommen, auf dem Salbungsstein direkt am Eingang des Gotteshauses gesalbt und dann in die Grabkammer gelegt. (KNA)