Australischer Geistlicher startete interaktives Online-Spiel

Priester: Wollen mit "MetaSaint" den Glauben näherbringen

Veröffentlicht am 13.04.2024 um 12:00 Uhr – Von Mario Trifunovic – Lesedauer: 

Sydney ‐ Bekanntheitsstatus erlangte er durch eine australische Talentshow. Neben Musik und Auftritten in Schulen und bei Konferenzen hat Rob Galea die Kirche nun am Gründonnerstag ins Metaversum gebracht. Im katholisch.de-Interview erklärt der Geistliche, was ihn dazu bewegt hat.

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Der 1981 in Malta geborene Priester Rob Galea wurde durch seinen Musikauftritt bei der Fernsehsendung "X-Faktor" bekannt. Seitdem ist der Geistliche aus dem australischen Bistum Sandhurst fast schon zum Rockstar geworden, über hunderttausende junge Menschen soll er laut Webseite erreichen – mit Auftritten in Schulen, Kirchen und Konferenzen. Nun startete der 42-Jährige an Gründonnerstag ein Online-Spiel mit namen "MetaSaint" auf der Plattform Roblox, einer populären Online-Gaming-Plattform mit über 70 Millionen Nutzern. Im Interview mit katholisch.de erzählt er, warum er die Kirche ins Metaverse bringen will und verrät, ob er selbst ein passionierter Gamer ist.

Frage: Herr Galea, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Online-Spiel zu entwickeln?

Galea: Zunächst einmal hätte ich mir nie vorstellen können, dass wir einmal da sein würden, wo wir heute sind. Am Karfreitag haben Hunderttausende von Menschen dieses Spiel besucht. Als ich anfing, mich mit der Gaming-Szene zu beschäftigen, war ich zunächst einmal überwältigt. Ich hatte keine Ahnung, wie das alles funktioniert. Vor ein paar Jahren habe ich “Icon Ministry” gegründet, ein Dienst, der den Auftrag von Papst Franziskus zur Evangelisierung aufgreift. Wir wollen das Evangelium verkünden, und zwar für alle Altersgruppen – was sich besonders bei unseren Veranstaltungen zeigt. Da sind dann 10-Jährige genauso wie 103-Jährige dabei. Wir haben unter anderem Kurse für Menschen von 24 bis 60 Jahren, Online-Veranstaltungen für junge Erwachsene und erreichen ältere Menschen in unseren Gottesdiensten. Wir sehen aber eine Lücke bei der “Generation Alpha”, den 0- bis und 13-Jährigen. Die haben wir bisher nicht regelmäßig erreicht.

Frage: Und Ihr Spiel soll speziell diese Generation erreichen?

Galea: Ja, wir haben eine Marketingfirma engagiert, um herauszufinden, wie wir die Generation Alpha erreichen können. Sie sind nämlich nicht in den sozialen Medien unterwegs und kommen auch nicht zu Live-Events. Sie sind die COVID-Generation mit wenig sozialen Interaktionen. Wir haben herausgefunden, dass sie auf zwei Plattformen unterwegs sind – YouTube und Roblox. Letztere hat etwa 70,2 Millionen Nutzer pro Tag. Dort gab es nichts über Gott, Kirche und Glauben. Also dachten wir uns: Lasst uns ein Spiel machen. Wir haben uns dann an die Spielefirma gewandt, die Fortnite entwickelt und Inhalte für Nickelodeon erstellt hat. Wir haben sie gefragt, ob sie uns helfen würden, eine Kirche auf Roblox zu bauen. Und so kam es zu der Zusammenarbeit.

Bild: ©Screenshot

Das christliche Online-Spiel "MetaSaint".

Frage: Die Kirche ist also im Metaversum angekommen. Was gibt es dort zu entdecken?

Galea: Zuerst müssen Sie verstehen, was Roblox ist. Roblox ist eine Plattform mit zehntausenden von Spielen. Es ist ein Metaversum, in dem all diese Spiele miteinander kommunizieren.  Es gibt Hindernis- und Abenteuerspiele, es gibt Kreuzworträtsel. Aber die mit Abstand beliebtesten sind die Hindernisspiele. Wir haben dann beschlossen, ein Hindernisspiel zu machen. Das heißt, die Leute steuern ihren Avatar, also ihre eigene Figur. Sie können eine Kathedrale betreten, wo sie von wunderschönen gregorianischen Gesängen begrüßt werdenund von Carlo Acutis, Mutter Teresa und Augustinus. Beim Betreten der Kathedrale werden die Spieler erstmal willkommen geheißen. Und während sie sich langsam in dieses Spiel hineinwagen, lernen sie die Grundlagen des Glaubens kennen. Sie gehen durch das Alte Testament und lernen, warum Gott die Welt und die Menschheit erschaffen hat. Dann gibt es Spiele zur Geschichte von Moses und auch eines zu Jesu' Leben, Tod und Auferstehung.

Frage: Der selige Carlo Acutis war sehr technikaffin. Würde er heute bei MetaSaint dabei sein?

Galea: Wir haben Carlo Acutis gewählt, weil er ein junger Mann ist, der die heutige Technologie, die virtuelle Welt und auch die jungen Leute sehr gut versteht. Ein junger Mann aus diesem Jahrhundert, jemand auf den man sich aktuell noch beziehen kann. Wäre er heute noch am Leben, wäre er vermutlich sehr stark an diesem Projekt beteiligt und mit Herzen bei der Sache dabei gewesen.

Frage: Welche Rolle spielen Mutter Teresa und Augustinus in Ihrer virtuellen Kirche?

Galea: Mutter Teresa haben wir ausgewählt, um den Aspekt der Nächstenliebe in den Fokus zu rücken. So wichtig die persönliche Gottesbeziehung auch ist, sollte sie doch in den Dienst an den Nächsten übergehen. So zeigt Mutter Teresa den jungen Menschen in diesem Spiel, wie wir anderen dienen können. Und was Augustinus angeht: Er ist der Theologe, der sich in den Fragen der Kreuzigung und der Auferstehung gut auskennt. Diese heiligen Frauen und Männer erklären den Spielern langsam und einfach, was es bedeutet, zu glauben.

„Es gab Kritik, als wir angekündigt haben, das Spiel in der Karwoche zu starten. Die kommt aber von denen, die schon in den Kirchen sind. Dabei sitzen sie in ihren Kirchenbänken und vergessen, dass es da noch 70 Millionen andere gibt, die sich auf dieser Plattform tummeln und die nicht die Möglichkeit haben, zur Kirche zu gehen.“

—  Zitat: Rob Galea über Kritik an "MetaSaint"

Frage: Die Spieler können mehr über ihren Glauben erfahren. Aber gibt es auch ein Hauptziel, was ist der Zweck des Spiels?

Galea: Der Zweck des Spiels ist letztlich, dass sich die Spieler entscheiden, ob sie mehr über ihren Glauben lernen und Jesus folgen wollen. Sie können sich also entscheiden, Meta-Heilige zu werden. Dies geschieht damit, dass die Spieler eine Kerze als Zeichen der Verpflichtung anzünden. Sobald diese Kerze angezündet ist, erhalten sie Engelsflügel und einen hellen Heiligenschein, den sie in andere Spielwelten mitnehmen können. Die dortigen Spieler können demnach sehen, dass man sich als Meta-Heiliger für Christus entschieden hat.

Frage: Bleiben die Spieler nur in einer virtuellen Kirche oder gibt es auch eine Verbindung zur realen Welt?

Galea: Es handelt sich hier um den ersten Schritt, wir nennen sie die Verkündigungsphase. Später wollen wir in einem zweiten Schritt versuchen, die Spieler mehr mit der realen Welt zu verbinden. Wir sorgen allerdings für die Sicherheit der Kinder, deswegen dürfen wir den Spielern im Spiel nicht sagen: "Hey, komm in meine Kirche, ich treffe dich dort." Das nennt man Grooming und dafür könnten wir jede Menge Probleme bekommen. Uns ist sehr an der Sicherheit der Kinder gelegen. Deswegen bleibt es bei den einzelnen Bibelepisoden, den Spielen, um auf diese Art und Weise etwas mitzugeben. Ob sie dann selbst ihre Kirchengemeinde oder Jugendgruppen aufsuchen, bleibt ihnen selbst überlassen.

Frage: Wird es in Zukunft eine Interaktion mit realen Kirchen und Pfarreien geben?

Galea: Wir hoffen, im zweiten und dritten Schritt Wege zu finden, um die Spieler wirklich mit ihrer örtlichen Gemeinde zu verbinden. Wenn der Spieler beispielsweise ein zusätzliches Level wünscht, dann kann er zur örtlichen Pfarrei gehen und sich dort den jeweiligen Code abholen. Wie das aussehen kann, wissen wir allerdings noch nicht. Weil wir im Moment völlig von Spenden abhängig sind, müssen wir erst die Mittel und Ressourcen aufbringen, um mit vielen Pfarreien in Kontakt zu treten. Letzten Endes geht es uns um die Verkündigung – auch mit begrenzen Mitteln.

Bild: ©MetaSaint Trailer / Screenshot

Jesu' Geburt im virtuellen Online-Spiel "MetaSaint".

Frage: Sie schreiben christliche Liedtexte, sprechen viel in Schulen, Kirchen und auf Konferenzen. Aber sind Sie auch ein leidenschaftlicher Gamer?

Galea: Nein, ich bin kein leidenschaftlicher Gamer. Ich weiß nichts über Gaming, und ich habe auch nicht die Geduld, Spiele zu spielen. Das ist die Ironie des Ganzen, aber ich bin mit Leidenschaft bei meiner Arbeit und versuche das Beste daraus zu machen. Ich habe für dieses Projekt viele Stunden damit verbracht, die Plattform und überhaupt die Gaming-Szene zu verstehen. Vor zwei Jahren wusste ich nicht einmal, dass es so etwas gibt. Und nun haben wir das Spiel veröffentlicht. Worum es mir aber am meisten geht, ist über den Glauben ins Gespräch zu kommen.

Frage: Was sagen die Leute zu MetaSaint?

Galea: Es gab Kritik, als wir angekündigt haben, das Spiel in der Karwoche zu starten. Die kommt aber von denen, die schon in den Kirchen sind. Dabei sitzen sie in ihren Kirchenbänken und vergessen, dass es da noch 70 Millionen andere gibt, die sich auf dieser Plattform tummeln und die nicht die Möglichkeit haben, zur Kirche zu gehen. Ihre Eltern nehmen sie nicht mit oder gehen selbst nicht in die Kirche, dann verbringen die Kinder und Jugendlichen acht und mehr Stunden am Tag mit Videospielen. Niemand kommt mit ihnen über den Glauben ins Gespräch, am wenigsten die, die in ihren Kirchen sind und kritisieren. Wir aber wollten in der Karwoche, der für die Christen wichtigsten Woche, über Jesus und das Evangelium sprechen. Ob es uns gelungen ist? Nun, die anfänglichen Zahlen sind schonmal positiv.

Frage: Wird es in Zukunft ähnliche Projekte geben?

Galea: Wir haben kein Monopol auf Verkündigung. Deswegen hoffe ich, dass in Zukunft noch mehr kommen wird. Es gab einige mittelmäßige Versuche auf der Plattform, aber die sind gescheitert. Dennoch gehe ich davon aus, dass die Zukunft mehr bringen wird – jene, die das noch besser machen können als wir.  

Von Mario Trifunovic