Deutscher gibt Chefposten in Weltweiter Evangelischer Allianz ab
Der deutsche Theologe und Religionswissenschaftler Thomas Paul Schirrmacher (63) ist als Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) zurückgetreten. Er legte sein Amt laut einem Bericht des Medienmagazins PRO (Montag) aus gesundheitlichen Gründen mit Monatsbeginn nieder. Seine Funktionen übernimmt ein Interims-Leitungsteam unter dem Vorsitzenden des Internationalen Rats, Goodwill Shana, bis ein neuer Generalsekretär gefunden ist. Die WEA hat ihren Sitz in Deerfield (US-Bundesstaat Illinois) und ist laut eigenen Angaben mit 600 Millionen Mitgliedern in 129 Ländern international die größte kirchliche Vereinigung nach der römisch-katholischen Kirche.
Längerer Rückzug für Therapie
Schirrmacher erklärte, aufgrund einer Long-Covid-Erkrankung falle es ihm schwer, sich zu konzentrieren, sich Zahlen zu merken oder auch zu formulieren, besonders aber die vielen mit seinem Amt verbundenen Reisen. Für eine Therapie müsse er sich längere Zeit zurückziehen. Er werde nicht in Ruhestand gehen, sondern wieder aktiver als Präsident des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit auftreten, sagte er. Zudem gebe es Pläne für den Ausbau eines Zentrums zum Interreligiösen Dialog in Bonn, in dem er ebenfalls mitarbeiten werde.
In Deutschland gilt Schirrmacher als ein führender Experte zum Thema Christenverfolgung. Darüber war er mehrfach als Sachverständiger für den Bundestag tätig und wird dort auch im April im Menschenrechtsausschuss sprechen. Zudem ist er Berater der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des weltweiten Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Bei der WEA war Schirrmacher seit 1999 in verschiedenen Funktionen tätig, so als Vorsitzender der Theologischen Kommission und Botschafter für Menschenrechte sowie in Kontakten zur katholischen Kirche, zur Orthodoxie sowie zu den großen Weltreligionen. Zuletzt war er ab 2021 Generalsekretär.
Schirrmacher war auch einer der Architekten der 2011 veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des Vatikans, des Weltkirchenrats und der WEA "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt". 2015 nahm er an der von Papst Franziskus einberufenen Familiensynode teil, 2018 veröffentlichten Vatikan und WEA das Ergebnis eines sechsjährigen Lehrgesprächs über die Heilige Schrift und die Tradition sowie die Bedeutung der Kirche für das Heil. (KNA)