Justiz ermittelt gegen Kardinal Ambongo Besungu
Zu regierungskritisch: Die Generalstaatsanwaltschaft der Demokratischen Republik Kongo hat am Wochenende Ermittlungen gegen den Erzbischof von Kinshasa eingeleitet. Kardinal Fridolin Ambongo Besungu stehe wegen mehrerer Aussagen in Predigten und Medien über die Sicherheit und die Regierung des Landes im Fadenkreuz der Justiz, berichtet der Sender Radio France Internationale (RFI, online Sonntagabend).
Demnach hatte Generalstaatsanwalt Firmin M'Vonde den Papst Franziskus nahestehenden Erzbischof bereits für 22. April förmlich vorgeladen; der Kardinal habe aber "die Einladung abgelehnt". Das Erzbistum Kinshasa seinerseits erklärte laut RFI, die Vorladung habe weder die Diözese noch den Kardinal erreicht. Nun folgt wohl eine erneute Vorladung sowie womöglich die Eröffnung eines Strafverfahrens.
Dem Geistlichen werden laut Bericht aufrührerische Äußerungen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft lege ihm "wahrheitswidrige Gerüchte, Aufstachelung der Bevölkerung zum Aufstand und zu Angriffen auf Menschenleben" zur Last. Den zuständigen Richter warnt der Generalstaatsanwalt laut RFI: "Untätigkeit würde als Akt von Mittäterschaft gewertet" und strafrechtlich verfolgt.
Kritik in der Ostermesse
Ambongo Besungu hatte unter anderem während der Ostermesse eine schlechte Regierungsführung sowie Missmanagement der Finanz- und Sicherheitskrise durch das Kabinett von Präsident Felix Tshisekedi angeprangert. Weiter zitiert ihn RFI mit den Worten: "Die Justiz ist die erste Instanz, die die Rechte der einfachen Bürger missachtet – und wir halten hier Reden, als wären wir stark." Ferner habe er erklärt: "Die Realität ist, dass der Kongo keine Armee hat."
Ambongo Besungu (64) leitet das Hauptstadtbistum Kinshasa seit 2018. Als damaliger Vize-Vorsitzender der Kongolesischen Bischofskonferenz war er einer der Väter des sogenannten Silvesterabkommens von 2016, das einen friedlichen Übergang der Macht im Land einläuten sollte. Im selben Jahr sagte er vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag über die Aktivitäten lokaler Warlords aus.
Der Ordensmann der Kapuziner ist im sogenannten Kardinalsrat, einem Beratungsgremium von Papst Franziskus, der Vertreter Afrikas. Auch dort ist er kein Ja-Sager – denn er äußerte zuletzt deutliche Kritik an der vom Papst gebilligten kirchlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Auch kündigte er an, bei der Weltsynode im Oktober im Vatikan nicht inhaltlich über den Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen sprechen zu wollen. (KNA)