Erstmals Ex-Anglikaner zum Bischof eines Personalordinariats berufen
Das britische Personalordinariat bekommt erstmals einen Bischof, der zuvor anglikanischer Priester war. Papst Franziskus ernannte den bisherigen Generalvikar des Ordinariats, David Waller, am Montag zum bischöflichen Ordinarius des Personalordinariats Unserer Lieben Frau von Walsingham. Zugleich nahm er den Rücktritt des bisherigen Ordinarius Keith Newton an. Der 72-jährige Newton stand dem Ordinariat seit seiner Gründung im Jahr 2011 vor. 2009 ermöglichte Papst Benedikt XVI. mit der Apostolischen Konstitution "Anglicanorum coetibus" die Einrichtung von Personalordinariaten für zur katholischen Kirche übergetretene Anglikaner. Nach dem britischen wurden 2012 ein nordamerikanisches und ein australisches Personalordinariat errichtet.
Der 62-jährige Waller wurde 1992 in der anglikanischen Kirche zum Priester geweiht. Nach Veröffentlichung von "Anglicanorum coetibus" entschloss er sich, zur katholischen Kirche zu konvertieren. 2011 wurde er in die volle Gemeinschaft der Kirche aufgenommen und nach den Bestimmungen der Konstitution zum Priester geweiht, da die katholische Kirche die anglikanischen Weihen nicht als gültig anerkennt. Waller ist Pfarrer in London und seit 2020 zusätzlich Generalvikar des Personalordinariats. In einer ersten von der Bischofskonferenz von England und Wales veröffentlichten Reaktion zeigte sich Waller dankbar für die Berufung. Er freue sich darauf, seiner Gemeinschaft nun als Bischof zu dienen: "Die vergangenen 13 Jahre waren eine Zeit der Gnade und des Segens, in der die kleinen und verwundbaren Gemeinschaften an Selbstvertrauen gewonnen haben und sich darüber freuen, ein vollwertiger und doch eigenständiger Teil der katholischen Kirche zu sein."
Drei Ordinariate unter Führung eines Bischofs
Wallers Vorgänger Newton leitete das Personalordinariat ohne Bischofsweihe. Der ehemalige anglikanische Bischof von Richborough ist verheiratet und konnte daher gemäß den Bestimmungen von "Anglicanorum coetibus" nur die katholische Priesterweihe, nicht aber die Bischofsweihe empfangen. Mit Waller werden nun alle drei Ordinariate durch einen Bischof geleitet. Der Bischof des amerikanischen Ordinariats, Stephen Lopes, war nie Anglikaner, ebenso wenig wie der Apostolische Administrator des australischen Ordinariats, Anthony Randazzo. Waller ist damit der erste Ex-Anglikaner überhaupt, der einem Personalordinariat als Bischof vorsteht.
Die Personalordinariate ermöglichen es den zu ihnen gehörenden Gläubigen, anglikanische Traditionen bei gleichzeitiger voller Gemeinschaft mit dem Papst beizubehalten. In den vergangenen Jahren sind bereits mehrere anglikanische Bischöfe in die katholische Kirche übergetreten. Mit Peter Forster, Michael Nazir-Ali, Jonathan Goodall und John Goddard wurden allein 2021 vier ehemalige Diözesanbischöfe der Church of England in die katholische Kirche aufgenommen, 2023 trat mit Richard Pain der erste walisische Bischof über. Anglikanische Geistliche können in den Personalordinariaten die Priesterweihe empfangen. (fxn)