Sächsische Bischöfe erschüttert über Gewalt gegen Wahlkämpfer
Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, und der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Tobias Bilz, haben sich in einem gemeinsamen Aufruf gegen Gewalt und Einschüchterungsversuche im Wahlkampf gewandt. "Am vergangenen Wochenende kam es im beginnenden Kommunal- und Europawahlkampf zu mehreren Übergriffen gegen Politikerinnen und Politiker sowie Wahlkampfteams. Besonders schlimm wurde der Europa-Abgeordnete Matthias Ecke attackiert. Diese offene Gewalt erschüttert uns persönlich und als Gesellschaft", erklärten die beiden Bischöfe am Montag in Dresden. Es brauche jetzt ein Bewusstsein dafür, wie stark die freiheitliche Demokratie von grundlegenden Werten lebe: Fairness im Meinungsstreit, Respekt vor Andersdenkenden und Verzicht auf jede Form von persönlicher Herabwürdigung.
"Von aggressiver Polemik bis hin zu körperlicher Gewalt reichen die Versuche, Angst zu verbreiten und unsere Gesellschaft zu destabilisieren. Es steht viel auf dem Spiel! Lasst uns für einen Umgang miteinander einstehen, der Menschenwürde und Zusammenhalt in den Mittelpunkt stellt", so Timmerevers und Bilz weiter. Es sei jetzt wichtig, dass Christinnen und Christen sich im privaten wie im öffentlichen Raum zu Wort meldeten, herabwürdigendes Reden nicht unwidersprochen ließen und sich an die Seite derjenigen stellten, die angegriffen würden. Die Erklärung der Bischöfe endete mit einem Zitat aus dem Matthäusevangelium: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso."
Mehrere Attacken gegen Politiker und Wahlkampfhelfer
In den vergangenen Tagen war es bundesweit zu mehreren Attacken gegen Politiker und Wahlkampfhelfer gekommen. Aufmerksamkeit erregte dabei vor allem ein Angriff auf den sächsischen SPD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Matthias Ecke, der am späten Freitagabend beim Plakatieren in Dresden von vier Unbekannten angegriffen und schwer verletzt worden war. Auch ein Wahlhelfer der Grünen wurde dort angegriffen. Inzwischen wurde vier Tatverdächtige ermittelt und mehrere Wohnungen durchsucht.
Die Deutsche Bischofskonferenz verwies auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf ihre einstimmig verabschiedete Erklärung "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar"1 vom Februar. Darin hatten sich die Bischöfe nicht nur von der AfD abgegrenzt, sondern auch zum Einsatz gegen Extremismus und für die Demokratie aufgerufen. "Wir sehen mit großer Sorge, dass sich radikales Denken verstärkt und sogar zum Hass auf Mitmenschen wird", heißt es dort unter anderem. Auch die aktuellen Krisen dürften "nicht zum Nährboden für die Erosion des zivilen demokratischen Bewusstseins und für das Anschwellen extremistischer Positionen werden". (stz)
6.5., 12:10 Uhr: Ergänzt um die Stellungnahme der Bischofskonferenz.