Bistum Regensburg: Nach Priester benannte Straße erhält neuen Namen
Der frühere Regensburger Diözesanmusikdirektor Georg Zimmermann (1916-1984) war in seiner Heimatgemeinde Eslarn im Oberpfälzer Wald ein hoch angesehener Mann. In dieser Woche hat der Gemeinderat gegen örtliche Widerstände beschlossen, eine 1993 nach ihm benannte Straße umzubenennen. Zimmermann hatte laut Gerichtsurteil Kinder missbraucht und saß dafür 1969 im Gefängnis.
Die Umbenennung erfolgte auf Initiative des Betroffenenbeirats der Diözese Regensburg. Dessen Sprecherin Josefa Schalk sprach am Freitag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) von einem Erfolg mit langer Vorgeschichte. Dem Beschluss seien eineinhalb Jahre Recherchen und Überzeugungsarbeit ihres Gremiums bei den Gemeinderäten vorausgegangen.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer habe das Anliegen der Umbenennung in einem Brief an den Eslarner Bürgermeister unterstützt. Auch der örtliche Pfarrer habe sich kooperativ gezeigt. Ein Bistumssprecher bestätigte auf Anfrage Schalks Darstellung.
Betroffenensprecherin: "Wir wurden angefeindet"
Enttäuscht äußerte sich die Beiratssprecherin über ablehnende Reaktionen von Anwohnern der Georg-Zimmermann-Straße sowie Mitgliedern der örtlichen Musikkapelle, die der Geistliche stark gefördert hatte. "Wir wurden angefeindet und unser Anliegen zum Teil ins Lächerliche gezogen", sagte Schalk. Dies zeige, dass auch in Eslarn noch weiter viel Aufklärungsarbeit nötig sei. "Ich bin mir sicher, dass es in dem Ort noch weitere Missbrauchsopfer gibt, die sich aber noch nicht zu sprechen trauen. Diese Mauer des Schweigens muss weg." Vor dem Gemeinderatsbeschluss hatte Bürgermeister Reiner Gäbl (SPD) bereits eine Gedenktafel für Zimmermann aus dem Rathaus entfernen lassen.
Der Priester war 1959 für einige Monate auch am Internat der Regensburger Domspatzen tätig, nach einer Freistellung zum Musikstudium von 1964 bis 1969 Diözesanmusikdirektor. Seit 1973 verbrachte Zimmermann seinen Ruhestand in Eslarn, wo er auch begraben ist. 1961 hatte er dort bereits eine Sing- und Spielschule begründet. In einem Nachruf heißt es, er habe in der Marktgemeinde "fast an die achtzig Kinder und Jugendlichen zu musikalischer Reife geführt und deren Begabungen verfeinert". Seine Schwester rief eine nach ihm benannte Stiftung ins Leben. 1969 verurteilte ihn das Landgericht Weiden wegen mehrerer Fälle von teils schwerer "Unzucht mit Abhängigen" zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Laut Zeitungsberichten war Zimmermann geständig. (KNA)