Thierse: Man kann nicht zugleich Katholik und ein Fremdenfeind sein
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat den katholischen AfD-Spitzenpolitiker Maximilian Krah heftig kritisiert. Demokratie-Ablehnung, Fremdenhass und Minderheiten-Feindlichkeit stünden im Widerspruch zu christlichen Grundüberzeugungen, sagte Thierse in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Man kann nicht zugleich Katholik und ein Fremdenfeind sein." Das sollte auch Krah wissen, betonte der ebenfalls katholische SPD-Politiker.
Krah ist Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl am 9. Juni. Wegen rechtspopulistischer Aussagen fiel er schon länger auf. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft einige seiner Äußerungen als völkisch-nationalistisch, islamfeindlich, fremdenfeindlich und verfassungsfeindlich ein. Zuletzt machte er durch fragwürdige Aussagen über die SS von sich reden; nicht zuletzt deshalb wurde die AfD am vergangenen Donnerstag aus der ID-Fraktion im Europaparlament in Brüssel ausgeschlossen. SS steht für Schutzstaffel. Die SS war das wichtigste Terror- und Unterdrückungsorgan im NS-Staat.
Thierse lobte die Positionierung der Kirchen zur AfD. Er habe das Papier mit großer Zustimmung wahrgenommen. Die Kirche habe geradezu eine Verpflichtung, etwas zu dieser Partei zu sagen. Gerichte müssten im Zweifelsfall entscheiden, falls Mitarbeiter in einem Bistum Mitglied der Partei seien oder dort ein Amt ausübten, sagte er. Im Januar hatten zunächst die katholischen Bistümer in Ostdeutschland der AfD eine klare Absage erteilt und die Partei als für Christen unwählbar eingestuft. Im Februar folgte eine Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar". Die evangelische Kirche zog wenig später ebenfalls nach. Beim Katholikentag, der Mittwoch bis Sonntag in Erfurt stattfindet, sind AfD-Vertreter ausdrücklich nicht eingeladen. (KNA)