ZdK hält Bischöfen Vertrauensbruch vor
Eine Personalie bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) sorgt für heftige kirchenpolitische Verstimmung und Aufruhr beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hatte im April der einzigen Kandidatin für das Amt der geistlichen Begleiterin der DPSG ohne Angabe von Gründen die Zustimmung verweigert. In einem am Dienstag mit großer Mehrheit beschlossenen Antrag bezeichnete die Vollversammlung des obersten Laiengremiums das Vorgehen der Bischöfe als verstörend und intransparent. Der Vorgang habe weitreichende Auswirkungen auf das Vertrauensverhältnis zwischen Bischöfen und katholischen Laien, heißt es.
Die Bischöfe hätten damit auch die geplante Zusammenarbeit im Synodalen Ausschuss massiv infrage gestellt. Das gelte insbesondere, weil im Rahmen des mehrjährigen Reformprojekts Synodaler Weg die Themen Macht, Machtmissbrauch und Gewaltenteilung intensiv diskutiert worden seien und man sich einig gewesen sei, dass Veränderungen nötig seien. Die Vollversammlung forderte von den Bischöfen, vor der nächsten Sitzung des Synodalen Ausschusses Mitte Juni in Mainz Klarheit zu schaffen, wie sie die Verbindlichkeit von Beschlüssen des Synodalen Wegs in ihren Bistümern umsetzen und wie sie die Ernsthaftigkeit zukünftiger Beratungen sicherstellen wollen. Auch sollten sie erklärten, wie sie mit Einwänden und Bedenken aus dem Vatikan umgehen wollten.
Die gut 170 Delegierten der Vollversammlung hielten fest: "Das ZdK behält sich vor, im Licht der Antworten der Bischöfe und der anschließenden Beratungen im Synodalen Ausschuss über die weitere Zusammenarbeit zu beschließen." Der Antrag wurde mit 80 Prozent Zustimmung angenommen.
Rote Karte reiche nicht
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte in der Debatte, Empörung und eine rote Karte für die Bischöfe reichten nicht aus. Es gehe auch darum, konkrete Verfahren zu entwickeln, wer über solche Berufungen entscheide. Der Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Stefan Ottersbach, erklärte, die Jugendverbände arbeiteten bereits an Änderungen von Satzungen und Verfahrensordnungen. Mehrere Delegierte betonten, mit dem Nein in der geheimen Abstimmung hätten die Bischöfe auch die betroffene Kandidatin persönlich beschädigt. Als Kurat oder Kuratin wird bei der DPSG die geistliche Begleitung bezeichnet. Ihre Aufgabe ist es, Leitungskräfte des Verbandes in Glaubensfragen zu beraten und zu sensibilisieren. Für die Kandidatur ist eine Zustimmung mit absoluter Mehrheit der 27 Ortsbischöfe im Ständigen Rat der Bischofskonferenz notwendig.
Die Kandidatin Viola Kohlberger (32) hatte sich als einzige Kandidatin zur Wahl gestellt. Sie ist seit 2021 Kuratin der DPSG im Bistum Augsburg und dort auch angestellt. Parallel promoviert sie in Kirchengeschichte. Kohlberger war auch Teilnehmerin beim Synodalen Weg. Bei dessen Vollversammlung im Herbst 2021 in Frankfurt war es am Rande zu einem Disput zwischen ihr und dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gekommen. 2023 gab es zudem eine Auseinandersetzung zwischen ihr und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer wegen einer Aussage des Bischofs im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal. (KNA)