Streit mit Pfarrer wegen Missbrauchskritik: Wilmer will deeskalieren
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer will sich im Konflikt zwischen dem Bistum und einem Wolfenbütteler Priester für eine Deeskalation einsetzten, fordert den Geistlichen jedoch zur Mäßigung auf. "Es ist mir ein sehr großes Anliegen, dass sich diese Situation beruhigt", sagte Wilmer in einer am Mittwoch vom Bistum veröffentlichten Stellungnahme. Man werde mit dem Geistlichen im Gespräch bleiben und Wege suchen, den Konflikt zu befrieden.
Zwischen dem Bistum Hildesheim und dem Priester Matthias Eggers gibt es aktuell Streit wegen der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese. Eggers hatte Bischof Wilmer in einem Interview mit der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" vom 18. Mai vorgeworfen, nachlässig in der Missbrauchsaufarbeitung zu sein und selbstgesteckte Ziele nicht einzuhalten. Eggers hielt Wilmer vor, seiner eigenen Ankündigung, bei der Aufarbeitung jeden Stein umdrehen zu wollen, nicht gerecht zu werden. Zuletzt wurde bekannt, dass Wilmer dem Pfarrer nahegelegt hat, auf sein Amt zu verzichten, um zukünftig als Priester und Seelsorger ohne Leitungsamt wirken zu können. Das sorgte für Proteste und Solidaritätskundgebungen in der Sankt-Petrus-Pfarrei in Wolfenbüttel. Das Bistum teilte mit, dass die Bitte um Amtsverzicht nicht im Zusammenhang mit der Kritik des Pfarrers stehe. So sei ein Stellenwechsel von Eggers, der bereits seit 2006 in der Pfarrei tätig ist, "überfällig", da Pfarrer nach zehn bis zwölf Jahren in der Regel ihren Einsatzort wechselten.
Anschuldigungen gegen Weihbischof Bongartz
Wilmer betonte nun in seiner Stellungnahme, dass es sich in erster Linie nicht um einen Dissens zwischen ihm und Eggers handle und bekräftigte, dass das Interview an sich nicht der Grund für den Streit sei. "Grund des Konfliktes waren Anschuldigungen, die Pfarrer Eggers gegen Weihbischof Heinz-Günter Bongartz erhoben hat. Deshalb gab es mehrere persönliche Gespräche sowie schriftliche Korrespondenz mit Pfarrer Eggers in den zurückliegenden Wochen und Monaten." Eggers habe Bongartz daran gehindert, im Rahmen einer Visitation eine vorgesehene Firmung in Wolfenbüttel durchzuführen. "Das geht nicht, zumal Pfarrer Eggers keine Belege für seine Anschuldigungen vorgebracht hat. Der Pfarrer tritt hier zugleich als Ankläger und als Richter auf, was ich nicht hinnehmen kann." Um zu deeskalieren, habe er eine andere Person mit der Firmung und der Visitation beauftragt, so Wilmer. Eggers wirft Bongartz vor, einen 2019 gestorbenen Geistlichen ab 2009 als Ruhestandspastor in der Wolfenbütteler Gemeinde geduldet zu haben, obwohl Vorwürfe des sexuellen Kindesmissbrauchs gegen diesen bekannt gewesen seien.
"In dieser Gemengelage war es kontraproduktiv, dass sich Pfarrer Eggers in dem Interview sehr pauschal, zuspitzend und undifferenziert geäußert hat", so der Bischof weiter. Er bitte Pfarrer Eggers daher eindringlich um Mäßigung. "Man kann in der Sache hart miteinander ringen, aber auf der persönlichen Ebene sollte man anständig miteinander umgehen." Konstruktive Kritik am eingeschlagenen Aufarbeitungsweg sei jederzeit erwünscht – "selbstverständlich auch durch Pfarrer Eggers".
Wilmer betonte, dass die Missbrauchsaufarbeitung im Bistum für ihn hohe Priorität habe. So habe das Bistum in den Jahren 2017 und 2021 zwei umfangreiche Aufarbeitungsstudien veröffentlicht und bereits eine dritte Untersuchung ausgeschrieben. Zugleich sei klar, dass es bei diesem Thema noch viel zu tu gebe. Auch Pfarrer Eggers engagiere sich stark für die Aufklärung von sexualisierter Gewalt in der Kirche. "Ich weiß, dass er als Pfarrer in Wolfenbüttel sehr geschätzt und respektiert wird. Deshalb verstehe ich gut, dass sich viele Menschen, insbesondere in seiner Pfarrgemeinde St. Petrus, mit ihm solidarisieren." Er und der Geistliche verfolgten mit der konsequenten Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt das gleiche Ziel, so Wilmer. (mal)