Rom verstehe Diakonat nur als Zwischenstation zum Priesteramt

Weihbischof Karrer: Diakonat ist auch für Frauen möglich

Veröffentlicht am 31.05.2024 um 11:14 Uhr – Lesedauer: 

Erfurt ‐ In einem Interview sagte Papst Franziskus zuletzt deutlich "Nein" zu einer Weihe von Frauen als Diakoninnen. Weihbischof Matthäus Karrer sieht hier vor allem ein Missverständnis. Er spricht sich für eine Renaissance des Diakonats aus.

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Der Rottenburger Weihbischof Matthäus Karrer hat sich für eine Zulassung von Frauen zum Diakonat ausgesprochen. Für ihn beinhalte das Amt des Ständigen Diakons die Seelsorge und die vielen karitativen Aufgaben in der Kirche, nicht den Dienst am Altar, sagte er auf dem Katholikentag in einem Gespräch mit dem Netzwerk "Diakonat der Frau", wie die Diözese Rottenburg-Stuttgart auf ihrer Homepage (Donnerstag) berichtete. "Deshalb ist dieses wichtige Amt durchaus auch für Frauen möglich", sagte Karrer. Die Absage Roms an das Diakonat der Frau erkläre sich nur durch das Verständnis der Kirchenleitung, das Diakonat sei eine Zwischenstation zum Priesteramt. Und Rom versperre sich dieser Entwicklung, weil eine Tür, die einmal geöffnet werde, nicht mehr geschlossen werden könne, so der Weihbischof.

Der Diakonat müsse aus seiner Sicht endlich als eigenständiges Amt mit eigenständiger Würde gesehen werden und nicht nur als Durchgangsstufe auf dem Weg zum Priesteramt, erklärte Karrer, der stellvertretender Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist. "In der Pastoralkommission der DBK würden wir gerne von den Inhalten her denken, statt, wie bisher, nur von der Amtstheologie auszugehen."

"Hauptamtliche und Pfarrer können den Laden nicht am Laufen halten"

Man müsse sich grundsätzlich die Frage stellen, was eine diakonische Kirche heute bedeute. "Wir definieren Kirche von der Verkündung aus", betonte Karrer. Die Funktion des Ständigen Diakonats auf diese Weise zu erklären, sei jedoch ein Missverständnis, das "bis in die höchsten Ebenen" hineingehe. "Sieht man das Amt des Diakons jedoch als eigenständiges Amt, würden wir diesem Amt einen zentralen Stellenwert geben, hätte ich überhaupt kein Problem, das Verfahren für eine Änderung sofort zu eröffnen", so der Weihbischof.

Karrer sprach sich für eine "Renaissance des Diakonats mit dem Ziel einer diakonischen Kirche" aus: "Wir haben nur eine Zukunft, wenn wir ins Diakonische gehen." Eine eigene Untersuchung habe gezeigt, dass junge Menschen von der Kirche vor allem eine diakonische Seelsorge erwarteten, wenn sie sie brauchten. "Hier haben wir einen Landepunkt und wir haben keine Chance, wenn wir diese Aufgabe nicht wahrnehmen. Hauptamtliche und Pfarrer können den Laden nicht am Laufen halten", so Karrer. Oft müsse man aushalten, dass Stellen vakant blieben, weil es nicht genug Pfarrer für alle Aufgaben gäbe. Karrer bezeichnete das als "Wüstenwanderung", die jedoch auch zu mehr Bewegung verhelfen könne. "Dann werden wir ganz schnell eine diakonische Kirche", so der Weihbischof. Dafür müsse jedoch zunächst das Stichwort Vielfalt gelernt werden. "Dann können wir auf den unterschiedlichen Kontinenten und Ländern auch eine unterschiedliche Entwicklung zulassen – auch beim Diakonat der Frauen." (cbr)