Indischer Kardinal wird mit dem Tod bedroht
Nach Einschätzung von missio-Mitarbeitern ist die Drohung ein Beispiel für die wachsenden Spannungen zwischen den Volks- und Religionsgruppen in Indien gut ein Jahr nach der Wahl des Nationalisten Narendra Modi zum Premier. Das "All India Christian Council" habe in diesem Zeitraum mehr als 600 Fälle religiös motivierter Gewalt dokumentiert; besonders betroffen sei die christliche und muslimische Minderheit. Dabei seien 43 Menschen zu Tode gekommen. Erst im Frühjahr hatte die Vergewaltigung einer 72 Jahre alten Nonne im Bundesstaat Westbengalen Entsetzen hervorgerufen.
Unter Indiens Christen wächst seither die Sorge, dass in Modis Gefolge der hinduistische Fundamentalismus an Einfluss gewinnt, der einen religiös homogenen Nationalstaat anstrebt. So werden unter dem Motto "Heimkehr" Andersgläubige zum Übertritt zum Hinduismus ermuntert. Außerdem gibt es den Vorschlag, Weihnachten in einen "Good Governance Day" umzubenennen.
Kardinal ruft zur Mäßigung auf
Der Kardinal rief angesichts dieser Sorgen zur Mäßigung auf. "Unsere Demokratie funktioniert", sagte er im Gespräch mit missio-Mitarbeitern. "Wir sollten Modi seine fünf Jahre im Amt Zeit lassen. Wenn die Menschen mit ihm unzufrieden sind, werden sie ihn abwählen." Von Drohungen wolle er sich nicht einschüchtern lassen. "Wir Christen gehören fest zu Indien."
Toppo gehört zum Adivasi-Volk und ist der erste indische Ureinwohner, dem die Kardinalswürde verliehen wurde. Seit 1985 ist er Erzbischof von Ranchi, promoviert hat er an der römischen Urbaniana-Universität. Von 2004 bis 2008 leitete er die Indische Bischofskonferenz (CBCI). Von 2012 bis Januar 2014 war Toppo Mitglied des Kardinalsrates zur Beratung der organisatorischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten des Apostolischen Stuhls. (KNA)