Medien berichten über gemeinsamen Urlaub von Papst Franziskus und Benedikt XVI.

Gemeinsam durch den Sommer

Veröffentlicht am 15.06.2015 um 14:00 Uhr – Von Sophia Michalzik – Lesedauer: 
Vatikan

Bonn ‐ Getroffen haben sie sich schon häufiger. Fahren sie nun zusammen in den Urlaub? Laut Berichten vatikanischer Medien werden Papst Franziskus und sein Amtsvorgänger Benedikt XVI. ihren Sommerurlaub zusammen in Castel Gandolfo verbringen.

  • Teilen:

Es wäre das erste Mal, dass sich Benedikt XVI. nach seinem Rückzug in ein umgebautes Kloster in den vatikanischen Gärten im Mai 2013 wieder für längere Zeit nach Castel Gandolfo begibt. Zuletzt hatte er dort nach seinem Rücktritt am 28. Februar 2013 bis zur Fertigstellung seines neuen vatikanischen Heims gelebt. Auch für Franziskus wäre es der erste längere Aufenthalt dort. Nach seinem Amtsantritt brach er mit der Tradition seiner Vorgänger, mehrere Sommerwochen im höhergelegenen und daher kühleren Castel Gandolfo zu verbringen.

Die erste Begegnung der beiden wäre es freilich nicht. Auch wenn sich Benedikt XVI. nicht an aktuellen kirchenpolitischen Debatten beteiligt, treffen sich die beiden Pontifices doch regelmäßig. Bereits zehn Tage nach seiner Wahl zum Papst besuchte Franziskus dem emeritierten Papst in Castel Gandolfo. Das Treffen war historisch: Es war das erste Mal seit über 700 Jahren, dass sich ein Pontifex und sein Vorgänger trafen. Begeistert fiel daher auch das Urteil von Vatikansprecher Federico Lombardi im Anschluss an das Treffen aus: Es war ein "Moment höchster und inniger Gemeinschaft", sagte er damals.

Player wird geladen ...
Video: © KNA

In der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo werden die beiden Päpste laut Medienberichten zeitgleich ihren Sommerurlaub verbringen.

Fernsehen und Fotografen lieferten entsprechende Bilder: Man sah einen auf einen Gehstock gestützten Papst Benedikt XVI., der seinen fast zehn Jahre jüngeren und sehr dynamisch wirkenden Nachfolger begrüßte. Unvergessen ist auch der gemeinsame Moment des Gebetes in der Kapelle, in der Benedikt Franziskus zunächst den Ehrenplatz überlassen wollte. Dieser lehnte jedoch ab, kniete sich auf dieselbe Bank wie sein Vorgänger und schloss hinterher mit folgenden Worten: "Wir sind Brüder." Das herzliche Verhältnis hatte sich bereits schon vorher abgezeichnet: So hatte Franziskus noch am Abend seiner Wahl den emeritierten Papst angerufen und ihm einen baldigen Besuch versprochen. Außerdem erfolgte ein Anruf zum Namenstag  am Fest des heiligen Josef.

Inhalte der Gespräche zwischen Papst und Papst emeritus sind immer wieder Gegenstand vieler Spekulationen. Öffentlich jedenfalls äußert sich Benedikt XVI. nicht zum Thema Kirchenpolitik. Bekannt ist aber, dass er das Pontifikat seines Nachfolgers im Gebet begleitet. Über die aktuelle Lage ist Benedikt XVI. ebenfalls stets informiert: "Papst Benedikt verfolgt das aktuelle Geschehen sehr aufmerksam mit Hilfe der klassischen Quellen: Zeitungen, Pressespiegel, TV-Nachrichten und persönliche Kontakte", sagte Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär von Benedikt, in einem Interview mit katholisch.de

Benedikt und Franziskus am 23.03.13 beim Gespräch in Castel Gandolfo.
Bild: ©picture alliance / AP Photo

Pflegen ein herzliches Verhältnis: Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt XVI.

Die Meinung seines Vorgängers schätzt Franziskus durchaus: So bestätigte der Heilige Vater bereits im vergangenen Jahr einer Zeitung, Benedikt XVI. durchaus schon einmal um Rat gefragt zu haben. Der sei schließlich "keine Statue im Museum", sondern "eine Institution". "Seine Weisheit ist ein Geschenk Gottes", so Franziskus über Benedikt XVI.

Ob und worüber sich die beiden Päpste bei ihrem eventuellen Sommerurlaub dann unterhalten werden, ist noch nicht bekannt – und wird wohl seitens des Vatikan ohnehin nicht öffentlich thematisiert werden. Platz für Freizeitaktivitäten gibt es in Castel Gandolfo aber zur Genüge. Abgesehen von der malerischen Lage bietet die Residenz auch ein überdachtes Schwimmbad sowie eine Sternwarte. Die verfügt über zwei, wenn auch veraltete Teleskope – eines für jeden Papst also. (mit Material von KNA)

Von Sophia Michalzik