Papst nimmt überraschend Rücktritt von deutschem Bischof Nann an
Papst Franziskus hat überraschend den Rücktritt des deutschstämmigen Bischofs Reinhold Nann von seinem Amt als Prälat von Caravelí (Peru) angenommen. Am Montag teilte der Vatikan die Personalie ohne Angabe von Gründen mit. Zum Apostolischen Administrator wurde der Weihbischof von Lima Ricardo Rodriguez ernannt. Der 1960 im badischen Breisach geborene Nann ist mit 63 Jahren eigentlich noch zwölf Jahre von dem Alter entfernt, in dem Bischöfe dem Papst ihren Rücktritt anzubieten gehalten sind. Nann war seit Mai 2017 Prälat der Territorialprälatur Caravelí im Süden Perus. In seinem Blog veröffentlichte Nann am Nachmittag (deutsche Zeit) einen Abschiedsbrief und begründete seinen Rücktritt mit seinem angeschlagenen Gesundheitszustand. Er habe seine Aufgabe als Bischof mit großem Enthusiasmus begonnen: "Mit der Zeit haben mir diese Aufgaben neben einigen Enttäuschungen auch Stress und hohen Blutdruck beschert. Seit der Zeit des Covid hat sich meine körperliche und geistige Gesundheit verschlechtert und ich spüre deutlich, dass ich nicht mehr die Kräfte für dieses Amt habe."
Seine Ärzte hätten ihm geraten, eine Auszeit zu nehmen. Nann habe daher beschlossen, zurückzutreten und in ein Sabbatjahr zu gehen. Nach der Übergabe der Amtsgeschäfte an den Übergangsverwalter des Bistums werde er diese Sabbatzeit in Deutschland verbringen, in seinem Elternhaus in Baden und im Münsterschwarzacher Recollectio-Haus. "Was danach kommt, werde ich dort im Gebet und Nachdenken entscheiden", schreibt Nann. In seinem Brief blickt er auf seine siebenjährige Amtszeit zurück: "Ich habe vieles erreicht: ein Pastoralplan zur schrittweisen Erneuerung der Prälatur, die Wiedereinführung der Familienkatechese in mehreren Pfarreien, die Gründung von Pfarrcaritasgruppen in fast allen Pfarreien, eine Priestersolidaritätskasse, zwei Hilfezentren für familiäre Gewalt, die Einführung von Präventionsprotokollen in allen Pfarreien, drei Priesterweihen und eine Neuordnung der Behörde für den Religionsunterricht …" Zugleich zeigte er sich selbstkritisch: "Ich habe mit meiner Ungeduld und Ungestüm wohl auch manchen Schaden angerichtet, für den ich ehrlich um Verzeihung bitte."
Engagement über Caravelí hinaus
Der in Peru als Reinaldo Nann bekannte Geistliche wurde 1987 im Erzbistum Freiburg zum Priester geweiht. Nann gehört dem Schönstatt-Institut Diözesanpriester an. Nach seiner Vikariatszeit in der Erzdiözese ging er zunächst von 1992 bis 1996 und dann dauerhaft ab 2002 als Fidei-Donum-Priester nach Peru. In Peru war er in verschiedenen Gemeinden als Pfarradministrator und Pfarrer tätig. Von 2004 bis 2012 koordinierte er die Partnerschaft des Erzbistums Trujillo mit dem Erzbistum Freiburg. In Trujillo war er von 2003 bis 2006 Bischofsvikar für die Nordregion.
Als Bischof war Nann Präsident der Caritas del Perú, Vizepräsident der Partnerschaft zwischen dem Erzbistum Freiburg und der Kirche des Landes, bischöflicher Begleiter der Familienkatechese sowie Mitglied in der bischöflichen Kommission zum Schutz Minderjähriger. Außerdem engagierte er sich weiter in der Schönstattbewegung.
Meinungsstarker Blogger
Einem größeren Kreis wurde Nann mit seinem Blog bekannt, in dem er aus südamerikanischer Warte Geschehnisse der Weltkirche kommentierte. 2020 hatte er dort scharfe Kritik an Erzbischof Georg Gänswein geäußert, nachdem Papst Franziskus diesen von seinem Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses entbunden hatte. Nann löschte den Beitrag kurz darauf. 2022 sprach er sich nach der Studie zu Missbrauch im Kontext der Fidei-Donum-Priester für einen differenzierten Blick auf die im Ausland tätigen Priester aus: "Fidei-Donum-Priester sind nicht der Abschaum der Priester in Deutschland, der dann nach Südamerika abgeschifft wurde. Sie sind genauso gut und genauso schlecht wie andere Priester auch." Im vergangenen Jahr sah er in den Angriffen auf den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland einen Angriff auf den synodalen Prozess, den Papst Franziskus angestoßen hat. Die Themen des Synodalen Wegs seien auch in Peru präsent.
Territorialprälaturen sind eine Vorstufe von Diözesen, die in Gebieten errichtet werden, in denen die katholische Hierarchie neu etabliert wird. Caravelí wurde 1957 aus Gebieten des Erzbistums Arequipa und des Bistums Ayacucho o Huamanga errichtet. In den 22 Pfarreien der Prälatur leben 125.000 Katholiken. Nann war der vierte Prälat Caravelís. (fxn)
1. Juli 2024, 17.20 Uhr: Ergänzt um Abschiedsbrief von Nann.