Religionspädagogin: KI-Programme können ganz gut Seelsorge betreiben
Die Geschäftsführende Direktorin der Technischen Universität (TU) in Dresden, Birte Platow, warnt davor, dass Menschen sich durch Künstliche Intelligenz (KI) aus der Verantwortung ziehen. "Ich treffe öfters auf die Vorstellung, Menschen können ja nicht alles. Aber wir haben jetzt Technologien, die das bald können", sagte die Professorin für Religionspädagogik im Interview dem Kölner Portal domradio.de (Sonntag). In ihrer Wahrnehmung führe die Vorstellung von einer perfekten Intelligenz manchmal dazu, dass Menschen ihr eigenes Vermögen verkleinerten oder defizitär wahrnähmen und Verantwortung abgäben. KI, die fehlerfrei und schnell mit großen Datenmengen arbeite, sei "in unserer Gesellschaft ja wirklich eine harte Währung".
Für Platow sei es schwierig zu beantworten, wie sichergestellt werden könne, dass die Entwicklung von KI auch im Einklang mit moralischen Werten stehe. Zum einen könnten Entwicklerinnen und Entwickler dafür Sorge tragen. "Ich glaube aber, dass das Maßgebliche tatsächlich aufseiten der Nutzerinnen und Nutzer steht", so die Expertin vom Institut für Evangelische Theologie an der TU in Dresden. "Wir sind eigentlich gehalten, die Technologie nicht zu überschätzen, sondern gerade uns selbst verstärkt in unserer Verantwortung wahrzunehmen und auf die Art und Weise moralische und spirituelle Werte zu erhalten."
Potenziale im kirchlichen Kontext
Im kirchlichen Kontext, sieht die Theologin Potenziale: "Als Protestantin habe ich da, glaube ich, weniger Berührungsängste. Ich kann mir viele Stellen vorstellen, wo das in Ordnung ist, also sich Teile der Predigt oder auch die ganze Predigt schreiben zu lassen." Sie habe sogar ihr Meinung geändert und glaube, dass inzwischen KI-Programme ganz gut Seelsorge betreiben könnten. "Wir sind eine Text-Religion, wir sind eine Religion des Wortes und KI kann mit Worten virtuos umgehen."
Gleichzeitig betonte Platow, dass es KI-freie Räume gebe. "Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es darum geht, auch Gemeinschaft zu fühlen oder vielleicht auch einmal körperlich Seelsorge zu betreiben, etwa eine Hand zu halten. Da sind Grenzen." Sie glaube jedoch, dass es in Zukunft zunehmend gute Kooperationen geben werde. (KNA)