Weiterer offener Brief an Franziskus betont Liturgie als Kulturgut

Amerikanische Kulturschaffende gegen Einschränkungen der Alten Messe

Veröffentlicht am 16.07.2024 um 13:07 Uhr – Lesedauer: 

San Francisco ‐ Wieder haben sich Künstler beim Papst für die vorkonziliare Liturgie eingesetzt. Nach dem Brief aus Großbritannien haben nun Kulturschaffende aus Amerika betont, was die Alte Messe für die Kunst bedeutet – und für die säkulare Gegenwart.

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Amerikanische Kulturschaffende haben sich mit einem Offenen Brief an Papst Franziskus gegen eine weitere Einschränkung der vorkonziliaren Liturgie gewandt. Der von dem Lyriker Dana Gioia verfasste und am Sonntag veröffentlichte Brief betont den ästhetischen Wert und die kulturelle Prägekraft der Liturgie nach den Messbüchern von 1962. "Es wäre kurzsichtig, der nächsten Künstlergeneration diese Quelle des Mysteriums, der Schönheit und der Andacht vorzuenthalten", heißt es in dem Brief. Zu den Unterzeichnern gehören katholische und nicht-katholische Persönlichkeiten. "Wir alle, ob gläubig oder nicht, sind uns darin einig, dass diese alte Liturgie, die das Werk von Palestrina, Bach und Beethoven sowie Generationen großer Künstler inspiriert hat, eine großartige Errungenschaft der Zivilisation und Teil des gemeinsamen kulturellen Erbes der Menschheit ist. Sie ist Medizin für die Seele, ein Gegenmittel gegen den krassen Materialismus der Postmoderne."

Zu den Unterzeichnern des amerikanischen Briefs gehören neben Gioia unter anderem die Komponisten Morten Lauridsen, Frank La Rocca und David Conte, der Sänger und Schauspieler Eduardo Verástegui sowie die Menschenrechtsanwältin Nina Shea. Ausdrücklich betonen die Katholiken unter ihnen, treu zum Papst zu stehen und die Messe in ihrer gegenwärtigen Form als voll gültig anzuerkennen: "Wir hoffen, dass Sie uns nicht mit einigen der wütenden und respektlosen Stimmen in einen Topf werfen, die von sozialen Medien verstärkt werden."

Keine Flucht vor der Moderne, sondern Quelle der Inspiration

Die Urheber beziehen sich auf einen ähnlichen Brief britischer Prominenter, der Anfang des Monats veröffentlicht wurde, und auf Aufrufe von Schriftstellern und Künstlern in den Jahren unmittelbar nach der Liturgiereform von 1965, die Liturgie in ihrer Form vor den Veränderungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) zu erhalten. Die prominenten Fürsprecher für diese Messform unter Künstlern zeige, dass es nicht nur um eine Flucht vor der Moderne gehe, sondern um die Inspiration, die Kunstschaffende aus der Liturgie für neue Werke zögen. Gegenüber "The Pillar" würdigte der Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, den Brief am Montag als "außergewöhnliche Stellungnahme einiger großer Künstler und Kulturschaffender über den Wert und die Inspiration, die sie aus der traditionellen lateinischen Messe gezogen haben".

Seit einigen Wochen gibt es in traditionalistischen Kreisen die Befürchtung, dass der Vatikan die Feier der Liturgie nach den 1962 geltenden Büchern noch weiter einschränken will, als es Papst Franziskus und das Liturgiedikasterium in den vergangenen Jahren ohnehin bereits getan haben. Bisher gibt es keine belastbaren Belege dafür. Mit dem Motu Proprio "Traditiones custodes" hatte Papst Franziskus 2021 die von seinem Vorgänger Benedikt XVI. vorgenommene Liberalisierung der Feier der vorkonziliaren Liturgie zurückgenommen und neue, strengere Bedingungen aufgestellt, die vom zuständigen Liturgiedikasterium in der Folge weiter verschärft wurden.

Zu den Spekulationen trugen verschiedene Entscheidungen und Äußerungen aus dem Vatikan bei. Anfang August hatte das Glaubensdikasterium die Feier der Alten Messe zum Abschluss einer Wallfahrt in Spanien verboten. Zuvor wurde bekannt, dass eine traditionalistische Gemeinschaft in Frankreich ihre Seminaristen auf Anweisung aus Rom hin vorerst nicht weihen darf, da es im Vatikan Befürchtungen gebe, dass die Neugeweihten später nicht die vorkonziliare Liturgie zelebrieren dürfen, wie es die Statuten ihres Ordens vorsehen. (fxn)