Kirche war lange mit Moskau verbunden

Ukraine bereitet Verbot von ukrainisch-orthodoxer Kirche vor

Veröffentlicht am 19.07.2024 um 14:06 Uhr – Lesedauer: 

Kiew ‐ Viele Ukrainer sehen ihr Land durch die einst moskautreue ukrainisch-orthodoxe Kirche bedroht. Das Parlament will dieser Kirche nun jede Tätigkeit untersagen. Moskau wertet dies als Angriff auf die Religionsfreiheit.

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Trotz Kritik aus dem Ausland arbeitet das ukrainische Parlament weiter an einem Verbot der lange mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche. Der zuständige Ausschuss für humanitäre Angelegenheiten und Informationspolitik sprach sich am Donnerstag für eine Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzentwurfs aus, wie das Parlament, die Werchowna Rada, mitteilte. In dem Entwurf werden als Ziele der Schutz der nationalen Sicherheit und der Religionsfreiheit genannt.

Das ukrainische Parlament hatte die umstrittene Gesetzesinitiative im vergangenen Oktober in erster Lesung mit großer Mehrheit angenommen. Der Ausschuss fügte dem Entwurf den Angaben zufolge nun den Satz hinzu: "In Anbetracht der Tatsache, dass die russisch-orthodoxe Kirche eine ideologische Fortsetzung des Regimes des Aggressorstaates ist, mitschuldig an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die im Namen der Russischen Föderation und der Ideologie der 'Russischen Welt' begangen werden, ist die Tätigkeit der russisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine verboten."

Der Entwurf richtet sich auch gegen die traditionsreiche ukrainisch-orthodoxe Kirche (UOK) mit rund 10.000 Gemeinden. Ihr wird ein Missbrauch von Religion und die Verbreitung von Kreml-Propaganda vorgeworfen. Die Behörden in Kiew zweifeln die von der UOK im Mai 2022 beschlossene Loslösung vom Moskauer Patriarchat an und rechnen die Kirche weiter dem Moskauer Patriarchat zu. Auch die russisch-orthodoxe Kirche geht davon aus, dass die UOK weiter zu ihr gehört.

Kirchenleitung wehrt sich gegen Vorwürfe

Für Empörung sorgte in der Ukraine, dass Dutzende Geistliche der UOK den russischen Angriffskrieg gegen das Land unterstützt haben sollen. Mehrere Bischöfe und Priester wurden dafür bereits zu Haftstrafen verurteilt und zum Teil im Rahmen eines Gefangenenaustausches an Russland überstellt. Die Kirchenleitung betet jedoch für die Verteidigung des Landes durch die ukrainische Armee und lässt dafür auch Geld sammeln und spenden.

Besonders Russland wirft Kiew eine Verfolgung von orthodoxen Christen und einen Angriff auf die Religionsfreiheit vor. Auch aus der EU und den USA gibt es kritische Fragen und Warnungen an die Ukraine zu ihrem Umgang mit der UOK. Der Londoner Anwalt der UOK, Robert Amsterdam, erklärte im Kurznachrichtendienst X, die Verabschiedung des umstrittenen ukrainischen Gesetzes "würde den Beitritt zur Nato und zur EU blockieren und den Beziehungen zu jeder künftigen US-Regierung schaden".

Die Regierung in Kiew ergreift seit Jahren Partei für die betont patriotische Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Zu ihr bekennen sich laut Umfragen die meisten Menschen des Landes. Die OKU wurde Ende 2018 mit Unterstützung des Ehrenoberhaupts der Weltorthodoxie gegründet, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel. (KNA)