Nach Missbrauchsvorwürfen: Kardinal Lacroix nimmt Amt wieder auf
Der im Mai von Missbrauchsvorwürfen entlastete Erzbischof von Québec, Kardinal Gérald Cyprien Lacroix (66), nimmt seine Amtsgeschäfte wieder auf. Das gab die Erzdiözese am Montag in einer Pressemitteilung bekannt. "Es war ein schwieriger Weg, aber die Ergebnisse der Untersuchung, die Unterstützung meines Umfelds und die Möglichkeit, mir Gehör zu verschaffen, die sich aus dem Interventionsauftrag ergeben haben, erlauben es mir, meinen Dienst ruhig wieder aufzunehmen", schreibt Lacroix. "Die Erzdiözese weiß, wie sehr die Kirche von Québec Fehlverhalten verurteilt und kennt die Maßnahmen, die wir ergriffen haben", heißt es weiter. Am kommenden Freitag wird der Kardinal in Sainte-Anne-de Beaupré einer feierlichen Messe zum Fest der Heiligen Anna vorstehen.
Hintergrund sind Missbrauchsvorwürfe gegen Lacroix, über die kanadische Medien Mitte Januar berichtet hatten. Der Kardinal soll demnach zwischen 1987 und 1988 bei zwei Treffen eines Bibelkreises ein 17-jähriges Mädchen sexuell berührt haben. Im Rahmen einer Sammelklage tauchte sein Name in Gerichtsdokumenten auf. Er bestritt die Vorwürfe, ließ aber seine Ämter ruhen. Die Erzdiözese versicherte damals, weiterhin an der Aufklärung von Fällen sexuellen Missbrauchs mitzuwirken. Papst Franziskus selbst war es dann, der einen ehemaligen Richter des Obersten Gerichtshofs von Québec, Andre Denis, mit der Untersuchung des Falls beauftragte. Dessen Bericht sah keine Belege für die Missbrauchsvorwürfe gegen Lacroix.
Seit 2011 ist Lacroix Erzbischof von Québec. Im Jahr 2014 wurde er zum Kardinal ernannt und ist seit 2023 Mitglied im Kardinalsrat, einem Beratergremium, das Papst Franziskus bei der Reform der römischen Kurie und der Weltkirche unterstützt. Lacroix ist in diesem Gremium der Vertreter Nordamerikas. Darüber hinaus ist er Mitglied der Dikasterien für Kultur und Bildung, für die Laien, für die Familie und das Leben sowie des vatikanischen Wirtschaftsrates. (mtr)