Parolin besucht durch Raketenangriff beschädigte Kinderklinik in Kiew
Der Chefdiplomat des Papstes, Kardinal Pietro Parolin, hat am Dienstag in Kiew das durch einen russischen Raketenangriff schwer beschädigte Kinderkrankenhaus Ochmadyt besucht. Parolin sprach mit jungen Patienten und medizinischem Personal, wie das Portal Vatican News berichtete. Er sah sich demnach auch die Ruine des Dialysezentrums der Klinik an, in dem am 8. Juli eine russische Rakete eingeschlagen war.
Eine Ärztin und ein weiterer Erwachsener kamen damals ums Leben. Es gab mehrere Verletzte. Der Angriff auf die mit rund 700 Betten größte Kinderklinik in der Ukraine war international verurteilt worden. Auch Papst Franziskus äußerte seinerzeit "tiefen Schmerz" und seine "Beunruhigung". Nach der Klinik besuchte Parolin die berühmte Sophienkathedrale, die zum Weltkulturerbe der Unesco zählt und ein Wahrzeichen Kiews ist.
Im Anschluss traf der Kardinalstaatssekretär den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Nach Angaben des Präsidentenbüros sprachen sie ausführlich über die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, den "ständigen Luftterror" und die schwierige humanitäre Lage in dem Land. Selenskyj lobte demnach Parolins Besuch in der Ukraine als "starkes Signal des Vatikans". Den Kardinalstaatssekretär zeichnete der Präsident mit dem ukrainischen Verdienstorden aus. Parolin werde für herausragende persönliche Verdienste um die zwischenstaatliche Zusammenarbeit, Unterstützung der staatlichen Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine sowie seinen bedeutender Beitrag zur Förderung des ukrainischen Staates in der Welt geehrt, hieß es zur Begründung.
Dank für Franziskus' Gebete
Parolin übermittelte Selenskyj "die Nähe des Papstes" und bekräftigte das Engagement des Heiligen Stuhls für einen "gerechten und dauerhaften Frieden für die gemarterte Ukraine", wie das Staatssekretariat auf dem Portal X mitteilte. Beide erörterten auch die Ergebnisse des Treffens des ukrainischen Präsidenten mit Papst Franziskus im Juni am Rande des G7-Gipfels in Italien. Selenskyj dankte für Franziskus' Gebete für den Frieden in der Ukraine.
Am Montag hatte der Kardinalstaatssekretär Gespräche mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal und Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk geführt. Zudem traf er sich mit dem Gesamtukrainischen Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften. Der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk bedankte sich dabei für die Hilfe des Heiligen Stuhls beim Austausch von Kriegsgefangenen mit Russland. Er würdigte, dass dank der Hilfe der katholischen Kirche auf der ganzen Welt in der Ukraine niemand an Hunger oder Kälte gestorben sei.
Parolin hält sich seit Freitag und noch bis Mittwoch in der Ukraine auf. Auf dem Programm stehen Begegnungen mit Vertretern von Kirche, Zivilgesellschaft und Behörden in Lwiw (Lemberg), Berdytschiw, Odessa und Kiew. Offizieller Anlass der Reise war die Abschlussmesse im Marienwallfahrtsort Berdytschiw, zu der Franziskus seinen Chefdiplomaten als Papstgesandten geschickt hatte. Parolin hatte zuletzt 2016 Kiew besucht. (mal/KNA)
23.7., 15:50 Uhr: Ergänzt um Treffen mit Selenskyj; 16:50 Uhr: Ergänzt um weitere Details des Treffens.