Jahrhundertealte theologische Streitfrage zum Glaubensbekenntnis

Filioque-Zusatz: Annäherung zwischen Lutheranern und Orthodoxen

Veröffentlicht am 30.07.2024 um 15:21 Uhr – Lesedauer: 

Genf ‐ Um das Glaubensbekenntnis der ersten beiden Konzilien von Nizäa und Konstantinopel herrscht ein jahrhundertealter Streit der Konfessionen: Es geht um ein später hinzugefügtes Wort. Zumindest Lutheraner und Orthodoxe haben sich nun wieder angenähert.

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Der Lutherische Weltbund (LWB) und die orthodoxe Kirche haben eine Annäherung in einer jahrhundertealten theologischen Streitfrage erzielt. Es geht um die sogenannte Filioque-Klausel, ein Zusatz zum Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel (Nicäno-Konstantinopolitanum oder auch "Großes Glaubensbekenntnis"). Wie der LWB am Dienstag in Genf mitteilte, schlägt die Gemeinsame Internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen dem LWB und der orthodoxen Kirche vor, die Übersetzung des griechischen Originals ohne den Filioque-Zusatz zu verwenden, "in der Hoffnung, dass dies zur Heilung der jahrhundertealten Spaltungen zwischen unseren Gemeinschaften beiträgt".

Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel gilt als das erste ökumenische Dokument der Kirchengeschichte. Es geht angeblich auf zwei Konzile in Nizäa und Konstantinopel im vierten Jahrhundert zurück. Die Filoque-Formel ("und dem Sohn") im letzten Abschnitt des Bekenntnisses wurde erst in der westlichen Kirche des fünften Jahrhunderts hinzugefügt und ist unter anderem in der orthodoxen Kirche nicht anerkannt.

Ausrichtung auf den ursprünglichen Wortlaut

Die erneute Ausrichtung auf den ursprünglichen Wortlaut soll es den Angaben zufolge ermöglichen, "gemeinsam den Glauben der ökumenischen Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) zu bekennen". Das Wort "filioque" dient zur Beschreibung des Wesens des Heiligen Geistes. Die Ostkirche hat stets gegen diese Einfügung protestiert. Diese theologische Frage spaltete die östlichen und westlichen Kirchentraditionen seit fast tausend Jahren.

Die Kommission hatte die Erklärung auf ihrer 18. Vollversammlung im Mai dieses Jahres in Kairo erarbeitet. Die Kommission betonte in der ägyptischen Hauptstadt, dass das Glaubensbekenntnis eine grundlegende liturgische und lehrmäßige Aussage ist: "Wir bekräftigen beide die volle Göttlichkeit und Personalität des Heiligen Geistes, die in der östlichen und der westlichen Tradition auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gekommen ist."

Die Gemeinsame Erklärung sei das Ergebnis von über 40 Jahren Dialog und ökumenischem Engagement zwischen dem LWB und der orthodoxen Kirche. Sie wird als Zeichen der Versöhnung für den 1.700. Jahrestag von Nizäa im Jahr 2025 angeboten. Das Konzil markiert einen wichtigen Meilenstein in der frühen Kirchengeschichte und gilt bis heute als wichtiger Bezugspunkt im ökumenischen Dialog. Auf dem Konzil von Nizäa wurden im Jahr 325 die Grundlagen für das noch heute verwendete Glaubensbekenntnis gelegt. Das Konzil hatte das Ziel, die Kircheneinheit zu wahren. (epd)