Barbara Butch war in der vermeintlichen "Abendmahl"-Szene aufgetreten

Nach umstrittener Olympia-Eröffnung: Künstlerin reicht Klage ein

Veröffentlicht am 31.07.2024 um 14:21 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Die Debatte um die vermeintliche Darstellung des "Letzten Abendmahls" bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele geht weiter. Jetzt kündigte eine der beteiligten Künstlerinnen an, sich juristisch gegen Beleidigungen und Bedrohungen zu wehren.

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Die französische DJane und Frauenrechtlerin Barbara Butch hat im Zusammenhang mit der Kontroverse um die vermeintliche Darstellung des "Letzten Abendmahls" bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Paris Klage eingereicht. Butch wehre sich damit gegen" zahlreiche antisemitische, homophobe, sexistische und fettfeindliche Beleidigungen", mit denen sie nach ihrem Auftritt in der umstrittenen Szene online konfrontiert worden sei, erklärte ihre Anwältin Audrey Msellati am Dienstag. "Diejenigen, die Barbara Butch angreifen, ertragen es nicht, dass sie als lesbische, jüdische und dicke Frau Frankreich repräsentiert", so die Juristin weiter.

Butch war am vergangenen Freitag im Rahmen der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele gemeinsam mit anderen Künstlern aufgetreten. Die Gruppe stellte auf einer Brücke über der Seine eine Szene dar, die Kritiker an Leonardo da Vincis Darstellung des letzten Abendmahls Christi mit seinen Jüngern erinnerte. Butch stand dabei mittig hinter einem langen Tisch und damit an der Stelle, die im Werk da Vincis Jesus Christus zukommt. Die Künstlerin trug ein blaues Kleid und auf dem Kopf ein Diadem, das an einen Heiligenschein erinnerte.

Scharfe Kritik vor allem von Kirchenvertretern

Die Szene löste insbesondere bei Kirchenvertretern scharfe Kritik aus. Frankreichs Bischöfe monierten, dass das Christentum verspottet und verhöhnt worden sei. Der deutsche Sportbischof Stefan Oster erklärte, durch dieses Element der Feier sei deutlich geworden, "wie sehr im Grunde unser christliches Menschenbild auf dem Spiel steht". Für Katholiken und viele andere Christen sei die Feier des Abendmahls das Allerheiligste. In einem ursprünglich tief christlich geprägten Land habe man nun aber einen Akt der Verspottung erlebt, so Oster. Der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, behauptete inzwischen, er habe sich nicht von christlicher Symbolik inspirieren lassen, sondern von den Festen der griechischen Mythologie. Die Deutsche Bischofskonferenz bezeichnete diese Deutung in einer Erklärung jedoch als nicht überzeugend.

"Mein ganzes Leben lang habe ich mich geweigert, ein Opfer zu sein: Ich werde nicht schweigen", erklärte Butch auf Instagram als Reaktion auf die Kontroverse und die Angriffe auf ihre Person. Zwar habe sie zunächst beschlossen, sich nicht zu der Debatte zu äußern, "um die Hasser zu beruhigen". Die Nachrichten, die sie als Reaktion auf ihren Auftritt erhalte, würden jedoch immer extremer. "Und das nur, weil ich die Chance hatte, die Vielfalt meines Landes durch Kunst und Musik zu repräsentieren." (stz)