Visitator: Medjugorje beachtet Vatikan-Regeln zu Marienerscheinungen
Der Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina erfüllt nach Einschätzung des Vatikan alle Regeln beim Umgang mit Marienerscheinungen. Das sagte der Apostolische Visitator für die gleichnamige Pfarrei, Erzbischof Aldo Cavalli (77), während einer Pressekonferenz am Donnerstag. Sie fand zum Auftakt des 35. Jugendfestivals "Mladifest" in Medjugorje statt.
Medjugorje liegt 100 Kilometer südwestlich von Sarajevo und ist seit 1981 bekannt für seine Berichte zu Marienerscheinungen. Diese wurden vom Vatikan mehrmals untersucht, zu einer Anerkennung kam es bisher jedoch nicht. Papst Franziskus entsandte 2017 einen Bischof als vor Ort lebenden Beauftragten – einen Apostolischen Visitator. Diese Aufgabe übt seit 2022 Cavalli aus. Seit 2019 sind auch von Bischöfen geleitete Pilgerfahrten möglich. Mit mehreren Millionen Pilgern jährlich ist der Ort längst einer der wichtigsten katholischen Wallfahrtsorte weltweit. Zugleich sei der Eindruck zu vermeiden, dass dies als Anerkennung der angeblichen Wundererscheinungen ausgelegt werde, teilte der Vatikan seinerzeit mit.
Vatikan veröffentlichte Schreiben
Bereits Mitte Mai wurde zudem ein Schreiben veröffentlicht, das Hilfestellung zur Unterscheidung geistlicher Geschehnisse innerhalb der Kirche geben soll. Dabei habe sich das Dikasterium für die Glaubenslehre auf Ereignisse in der Kirche weltweit bezogen – und damit auch, wenngleich nicht speziell, auf Medjugorje, so der Papst-Gesandte.
Die "Normen für das Verfahren zur Beurteilung mutmaßlicher übernatürlicher Phänomene" bekräftigen, dass es nach der Bibel keine andere göttliche Offenbarung mehr gibt, fasste Cavalli die neuen Regeln zusammen. Sogenannte "private Offenbarungen" könnten zwar existieren, würden jedoch der biblischen Verkündigung nichts Neues hinzufügen. Ob es sich bei Berichten etwa von Marienerscheinungen tatsächlich um übernatürliche Geschehnisse handelt oder nicht, werde ein Ortsbischof oder das Glaubensdikasterium nun nicht mehr feststellen – "nur noch der Papst in ganz außergewöhnlichen Fällen", so der Erzbischof. (KNA)