Beim Thema Missbrauch gebe es nicht solche Entrüstungswellen

Norpoth: Bischöfe machen sich durch Olympia-Kritik lächerlich

Veröffentlicht am 02.08.2024 um 10:46 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Die Olympia-Eröffnungsfeier und ein queerer Show-Act darin wirken weiter nach. Der Betroffenenbeiratsvorsitzende Johannes Norpoth kritisiert die Entrüstung einiger Bischöfe und wirft ihnen vor, mit zweierlei Maß zu messen.

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Der Vorsitzende des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Johannes Norpoth, hat die kirchliche Empörung über die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Paris und die dabei angeblich dargestellte Abendmahlsszene kritisiert. Den klagenden Bischöfen scheine völlig zu entgehen: "Nicht nur den Rahmen der Verhältnismäßigkeit haben sie allesamt bereits verlassen, sie geben sich in Anbetracht des Anlasses schlicht der Lächerlichkeit preis", schreibt Norpoth in einem Text für das Portal "kirche-und-leben.de" am Freitag. Dabei stellten sich auch Fragen der Verhältnismäßigkeit.

Betroffene sexueller Gewalt würden viel für eine solche Entrüstungswelle mit Blick auf den Missbrauch in der Kirche geben, so Norpoth weiter. Allerdings würden sich Verantwortliche bei diesem Thema wegducken. "Da schwurbeln dann die jetzt tönenden Bischöfe wieder wachsweich herum. Von der kraftvollen Diktion bleibt zumeist nur ein Haufen beschämender Worthülsen über." Ähnliches gelte für die queere Community, die sich mehr Offenheit und Empathie der Kirche wünschen würde.

"DNA-Defekt" der Kirche

Norpoth macht einen "DNA-Defekt" der Kirche aus. Diesen gebe es nicht nur bei Fragen der Sexualität und sexualisierter Gewalt. "Mindestens noch einen weiteren gibt es: eine ganz spezifisch katholische Wahrnehmungsstörung: An viel zu vielen Stellen werden Oberflächlichkeiten, gar Nichtigkeiten in das Zentrum gerückt und damit die Sicht auf die wirklich existenzbedrohenden Probleme und die notwendigen Perspektiven zur Problemlösung verstellt." Dies zeige die Olympia-Kritik deutlich.

Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele hatte es eine Modenschau mit Tanz von Drag-Queens und -Kings gegeben, bei der Teilnehmende am Laufsteg wie an einem Tisch saßen. Unter anderem die Französische Bischofskonferenz hatte dies als Verhöhnung von da Vincis "Letztem Abendmahl" kritisiert. (cph)