"Wird jetzt ernst machen, wenn er an die Macht kommt"

Philosoph: Donald Trump ist eine Gefahr für die Demokratie

Veröffentlicht am 05.08.2024 um 16:11 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Donald Trump neuer US-Präsident und das Parlament unter republikanischer Kontrolle – so sieht das Alptraumszenario für Vittorio Hösle aus. Warum der Philosoph denkt, dass Trump ohne schlechtes Gewissen ständig lügt.

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Der in den USA lehrende deutsche Philosoph Vittorio Hösle sieht im Fall eines Wahlsieges von Donald Trump die Demokratie weltweit gefährdet. "Trump wird jetzt ernst machen, wenn er an die Macht kommt", sagte Hösle der "Katholischen Sonntagszeitung für das Bistum Regensburg". "Wir werden einen mit großer krimineller Energie betriebenen Versuch erleben, dank höriger Gefolgsleute die Macht des Präsidenten auf alle möglichen Bereiche auszuweiten." Sollten die Republikaner die Mehrheit in beiden Parlamentskammern gewinnen, "sehe ich sehr schwarz".

Hösle sagte, die USA seien "das große Vorbild der westlichen Demokratien, das den deutschen Nationalsozialismus besiegt und den sowjetischen Totalitarismus von weiterer Expansion abgehalten hat". Es sei mehr als fraglich, ob die Europäische Union in dieser Lage anstelle der USA mit realer Machtausübung das Prinzip der Demokratie verteidigen könne: "Das ist bei weitem nicht garantiert. Wir haben jeden Grund, uns große Sorgen zu machen."

Sorge vor noch größerer Gewaltexplosion

Der Philosoph prognostizierte, dass Trump bei einem knappen Wahlausgang die Niederlage nicht anerkennen würde. In der Folge könnte es zu einer "wesentlich größeren Gewaltexplosion kommen als der, die am 6. Januar 2021 stattgefunden hat". Damals stürmten Trump-Anhänger den US-Kongress im Kapitol, nachdem der unterlegene Kandidat wochenlang von einer "gestohlenen Wahl" gesprochen hatte. Fünf Menschen kamen ums Leben.

Hösle bescheinigte Trump ein gebrochenes Verhältnis zur Wahrheit. "Ich glaube, dass Trump, wenn er ständig lügt, überhaupt kein schlechtes Gewissen hat, weil er eben nicht glaubt, dass es Wahrheit gibt. Es geht nur darum, durch die Verbreitung der eigenen Lügen erfolgreich zu sein." Dabei mache er sich einen bekannten Mechanismus zunutze: "Wir alle wissen, dass selbst unplausible Behauptungen, wenn man sie nur häufig genug hört, mit der Zeit an Glaubwürdigkeit gewinnen, weil sie sich tiefer in den Geist einsenken."

Hösle wurde in Italien geboren und wuchs in Regensburg auf. Seit 1999 lehrt er an der katholischen University of Notre Dame in Indiana. 2013 berief Papst Franziskus Hösle in die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften. (KNA)