Lutheraner gegen Katholik

US-Theologe: Tim Walz ist perfektes Gegengewicht zu J.D. Vance

Veröffentlicht am 09.08.2024 um 12:16 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Leichtfüßig gegen strengreligiös: Im Rennen um das Vizepräsidentenamt der USA prallen zwei völlig unterschiedliche christliche Visionen aufeinander. Ein katholischer Theologe beleuchtet die Unterschiede.

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Der demokratische Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten, Tim Walz (Foto oben), ist aus Sicht eines katholischen US-Theologen das perfekte Gegengewicht zum republikanischen Kandidaten J.D. Vance. "Während Walz die Ansichten der Demokratischen Partei über Abtreibungsrechte mit einer leichtfüßigen Idee von Religion im öffentlichen Leben mitbringt, hat J.D. Vance einen streng religiöseren Blick auf die Dinge", sagte Massimo Faggioli im Interview des kirchlichen Kölner Internetportals "domradio.de" (Freitag).

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hatte Walz am 6. August zu ihrem Kandidaten für das Vizepräsidentenamt vorgeschlagen. Vance wurde bereits im Juli von Republikaner Donald Trump ins Rennen gebracht.

Katholiken mit Walz zufrieden

Die katholischen Wähler der Demokraten sind nach Einschätzung von Faggioli sehr zufrieden mit Walz, der der evangelisch-lutherischen Kirche angehört. Er sei kulturell dem Katholizismus näher als jeder andere Kandidat, der in der Auswahl als Vize der Demokraten zur Diskussion stand. "Das ist interessant, weil er eine radikale Alternative zu dem christlichen Narrativ von J.D. Vance auf das Radar bringt, der ja erst kürzlich zum Katholizismus konvertiert ist und sehr fokussiert ist auf eine kleine Auswahl von Themen." Vance ist protestantisch aufgewachsen und war 2019 in die katholische Kirche übergetreten.

Walz hat laut dem Theologen ein ähnliche Idee vom Christsein im öffentlichen Leben wie die Mehrheit der europäischen Christen. Dennoch gebe es Unterschiede. "Er diente 24 Jahre im Militär, er ist stolzer Jäger und er hat sich erst vor wenigen Jahren von der Waffenkultur in Amerika distanziert. Das sind wichtige Unterschiede zu der christlich-demokratischen Kultur in Europa, wie beispielsweise bei der CDU."

Auf die Frage, ob die Zugehörigkeit zu Religionen eine Rolle bei der Wahl spiele, antwortete Faggioli: "Sehr wenige Wähler entscheiden sich für einen Kandidaten aufgrund seiner Religion, aber es trägt auf jeden Fall zu einem gewissen Konsens der Person bei." (KNA)