Ukrainischer Kirchenstreit: Metropolit bietet Dialog an
Das Oberhaupt der unabhängigen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) hat der früher mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) einen Dialog angeboten, wenn dieser "ohne Vorbedingungen" stattfände. In einem Schreiben an Metropolit Onufrij, der die von einem Verbot bedrohte UOK anführt, betont laut "Orthodox Times" (Freitag) der Kiewer Metropolit als Vorsteher der OKU die notwendige Einheit und Versöhnung unter den orthodoxen Christen der Ukraine.
Metropolit Epiphanius ist das erste Oberhaupt der 2018 gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine. Anfangs unterstand die Kirche direkt dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und erhielt nach wenigen Wochen von Konstantinopel einen autokephalen Status zugesprochen. Die beiden Kirchen stehen nun in Konkurrenz zueinander. Die UOK beansprucht die Legitimität für sich und kritisiert die Besetzung von Kirchen wie eine in ihren Augen kirchenrechtlich mangelhaften Status der regierungsnahen OKU.
Nach einem Besuch Epiphanius' mit hochrangigen ukrainischen Regierungsmitgliedern am Dienstag bei Patriarch Bartholomaios I. in Istanbul berichteten ukrainische Medien, dass der Patriarch die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gefordertere "spirituelle Unabhängigkeit" der Ukraine unterstütze. Damit ist das Verbot der bis Mai 2022 mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) gemeint.
Zweifel an Loslösung
Die Regierung in Kiew zweifelt die von der UOK beschlossene Loslösung vom Moskauer Patriarchat an. Behörden beschuldigen zudem immer wieder Geistliche der Kollaboration mit Moskau. Die Kirchenleitung der UOK wies die Anschuldigungen der Kollaboration allerdings stets zurück. Mehrere Bischöfe und Priester wurden jedoch bereits zu Haftstrafen verurteilt und zum Teil im Rahmen eines Gefangenenaustausches an Russland überstellt.
Derzeit arbeitet das ukrainische Parlament weiter an einem Verbot der UOK. Nächste Woche soll es zur Abstimmung gestellt werden und sieht das Verbot sämtlicher religiöser Organisationen vor, die in Verbindung zur Russischen Orthodoxen Kirche stehen. Zuletzt hatte sich Präsident Selenskyj auch darauf bezogen, in dem er die vollständige "spirituelle Unabhängigkeit" der Ukraine forderte. Zur traditionsreichen UOK gehören rund 10.000 Gemeinden und die meisten Klöster des Landes. Die Gebäude wie das berühmte Kiewer Höhlenkloster sind häufig in staatlichem Besitz. Auch hier sieht der Gesetzentwurf laut Mitteilung des Parlaments neue Maßnahmen vor.
Westliche Beobachter warnen die Ukraine, durch ein komplettes Verbot der UOK die Religionsfreiheit massiv zu verletzen. (KNA)