Religionsvertreter für Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche
Vertreter des Gesamtukrainischen Rats der Kirchen und Religionsgemeinschaften haben ein Verbot der bis Mai 2022 mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) befürwortet. Damit unterstützen mehrere christliche Kirchen sowie Vertreter der jüdischen und der islamischen Gemeinschaft die Forderung Präsident Wolodymyr Selenskyjs nach vollständiger "spiritueller Unabhängigkeit". Die UOK ist selbst Mitglied des Gremiums, wurde jedoch zu der Sitzung nicht eingeladen, wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) erfahren hat. Die Erklärung gilt damit nicht als Äußerung des Gremiums.
In einer am Wochenende verbreiteten Erklärung hieß es, dass man kategorisch die Aktivitäten der hier als Russisch Orthodoxen Kirche (ROK) bezeichneten UOK verurteile. Sie habe sich zum "Komplizen der blutigen Verbrechen der russischen Invasoren gegen die Menschlichkeit" gemacht, heilige Massenvernichtungswaffen und befürworte die Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit, Kultur und Identität.
Die Vertreter bekräftigten zugleich, dass trotz des Krieges "die religiösen Rechte und Freiheiten in der Ukraine geachtet werden". Die größte Bedrohung für die Religionsfreiheit in der Ukraine sei die russische Aggression, in deren Folge die Besatzer dutzende Geistliche töteten und Hunderte von Kirchen und Gebetshäusern zerstörten.
Entscheidung noch diese Woche
Über das Gesetz "über den Schutz der Verfassungsordnung auf dem Feld religiöser Organisationen" soll noch in dieser Woche abgestimmt werden. Die Idee dahinter sei, "Religionsfreiheit unter der Bedingung keiner Verbindungen zum Aggressor und der Russischen Orthodoxen Kirche", teilte das ukrainische Parlament dazu am Freitag auf Telegram mit. Demnach sollen mit Russland und dem Moskauer Patriarchat verbundene Organisationen verboten werden. Ukrainische religiöse Organisationen, die im Verdacht stehen, mit der ROK zusammenzuarbeiten, sollen demnach neun Monate Zeit haben, um ihre Beziehungen zu Moskau abzubrechen. Westliche Beobachter warnen die Ukraine, durch ein komplettes Verbot der UOK die Religionsfreiheit massiv zu verletzen.
Die Regierung in Kiew zweifelt indes die von der UOK beschlossene Loslösung vom Moskauer Patriarchat an. Die Kirchenleitung wies die Anschuldigungen stets zurück. Zur traditionsreichen UOK gehören rund 10.000 Gemeinden und die meisten Klöster des Landes. Auch in Deutschland unterhält die Kirche durch den Krieg heute Auslandsgemeinden.
In der Ukraine steht die UOK in Konkurrenz zur Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Sie wurde Ende 2018 mit Unterstützung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel als Zusammenschluss des nach der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine entstandene Kiewer Patriarchats und einer kleineren Kirche gegründet. Patriarch Bartholomaios hatte der OKU Anfang 2019 mit der Unterzeichnung des sogenannten "Tomos" ihre Unabhängigkeit verliehen. Dies wurde bislang aber nur von einem Teil der orthodoxen Kirchen anerkannt und führte unmittelbar auch zum Bruch zwischen dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und dem Moskauer Patriarchat. (KNA)