Regime unterdrückt katholische Kirche seit Jahren

Präsident Ortega: Vatikan ist Teil von "faschistischem Konglomerat"

Veröffentlicht am 27.08.2024 um 11:19 Uhr – Lesedauer: 

Managua ‐ Die Kirche gehört zu den wenigen Organisationen in Nicaragua, die das linksgerichtete Regime von Präsident Daniel Ortega offen kritisieren. Dafür ist sie vielen Anfeindungen ausgesetzt. Ortega bezeichnete den Vatikan nun sogar als faschistisch.

  • Teilen:

Der Präsident von Nicaragua, Daniel Ortega, hat den Vatikan als Teil eines "faschistischen Konglomerats" bezeichnet, das die Welt dominieren wolle. Der Heilige Stuhl sei im vergangenen Jahrhundert "ein Komplize der Nazis" sowie der Faschisten in Spanien und Italien gewesen, sagte Ortega laut Medienberichten am Montag. Nicaraguas Präsident äußerte seine Kritik an der Kirche bei einem Online-Treffen der Staatschefs der "Alianza Bolivariana para los Pueblos de Nuestra América" ("Bolivarische Allianz für die Völker unseres Amerika"), abgekürzt "ALBA". Dem wirtschaftlichen und politischen Bündnis gehören zehn Länder Lateinamerikas und der Karibik an, etwa Bolivien, Kuba, Nicaragua und Venezuela. Viele der Mitgliedsstaaten werden von linksgerichteten Politikern geführt.

Der Vatikan sei ein klarer Verbündeter des "Imperiums", sagte Ortega unter Anspielung auf die USA. Die Kirche werde als Instrument in den politischen Kämpfen benutzt, die die US-Politik mit anderen Staaten des amerikanischen Kontinents führe. Der nicaraguanische Präsident, der in der Tradition des linksnationalistischen Sandinismus steht, sieht in den USA einen politischen Gegner. Seit einigen Jahren unterdrückt das Regime des zunehmend diktatorisch regierenden Ortega die Kirchen in Nicaragua. Seit 2018 wurden 245 Geistliche aus dem Land ausgewiesen oder mussten fliehen. Ein Höhepunkt der Auseinandersetzungen war 2023 die Verurteilung von Bischof Rolando Álvarez zu einer Haftstrafe von 26 Jahren. Im Januar 2024 wurde er in den Vatikan abgeschoben.

Am Sonntag hatte sich Papst Franziskus zum wiederholten Mal zur Verfolgung der Kirche in Nicaragua geäußert. Beim Angelusgebet auf dem Petersplatz richtete sich das Kirchenoberhaupt an die Menschen des mittelamerikanischen Landes: Er sprach von einer "Zeit der Prüfung" und bat um göttlichen Beistand und Schutz für die Kirche. "Denkt daran, dass der Heilige Geist die Geschichte immer nach seinen höheren Plänen lenkt", so Franziskus. (rom)