Reise nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur

Mammutreise der Gegensätze: Franziskus besucht vier Länder in Asien

Veröffentlicht am 02.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Severina Bartonitschek (KNA) – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die Wahrscheinlichkeit von Auslandsreisen nimmt laut einer Studie mit zunehmendem Papst-Alter ab. Franziskus will dies offenbar widerlegen und geht an diesem Montag auf die bislang längste Reise seiner Amtszeit. Ziel ist der Asien-Pazifik-Raum.

  • Teilen:

Eine Reise der Superlative und Gegensätze: Papst Franziskus bricht am diesem Montag zum längsten Auslandsbesuch seiner Amtszeit auf. Auf dem Reiseplan stehen Indonesien: das bevölkerungsmäßig größte muslimische Land der Welt, Papua-Neuguinea: das Land mit der größten sprachlichen Vielfalt, Osttimor: eines der katholischsten Länder Asiens und schließlich das multireligiöse und multiethnische Singapur. Alle vier Länder haben schon einmal einen Papstbesuch gestemmt: Zuletzt 1995 besuchte Johannes Paul II. (1978.2005) Papua-Neuguinea.

Knapp 33.000 Kilometer wird der 87-jährige Franziskus zurückgelegt haben, bevor er am 13. September wieder in Rom landet. Neben Begegnungen mit den jeweiligen Staats- und Kirchenspitzen und Menschen am Rande der Gesellschaft stehen die Beziehungen zum Islam im Fokus – vor allem im mehrheitlich muslimischen Indonesien. Wie kein anderer Papst zuvor setzt sich Franziskus für eine intensive Verständigung mit dem größten Mitstreiter auf dem monotheistischen "Religionsmarkt" ein.

Zeitpunkt des Schlaglichts auf Indonesien scheint bewusst gewählt

Einer seiner engsten Verbündeten bei diesem Anliegen ist der ägyptische Großscheich Ahmed al-Tayyeb. Anders als bei vorherigen Reisen treten die beiden Religionsvertreter in Indonesien nicht gemeinsam auf. Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität besuchte das Land aber nur zwei Monate vor Franziskus – ein Zeichen für Nähe, das der kommende Papstbesuch stärken soll.

Papst Franziskus begrüßt Großimam Ahmad Mohammad Al-Tayyeb
Bild: ©picture alliance/AP Photo/Andrew Medichini

Der ägyptische Großscheich Ahmed al-Tayyeb ist einer der engsten Verbündeten des Papstes zwischen dem Christentum und dem Islam. Anders als bei vorherigen Reisen treten die beiden Religionsvertreter in Indonesien aber nicht gemeinsam auf.

Der Zeitpunkt eines vatikanischen Schlaglichts auf Indonesien scheint bewusst gewählt. Denn der Dialog der Religionen in der drittgrößten Demokratie der Welt ist komplizierter geworden. Der dortige Islam gilt traditionell zwar als gemäßigt. Unter dem Motto "Einheit in der Vielfalt" erkennt der Staat fünf weitere Religionen beziehungsweise Konfessionen offiziell an: Protestantismus, Katholizismus, Buddhismus, Hinduismus und Konfuzianismus. Das Judentum zählt nicht dazu, Antisemitismus ist weit verbreitet.

In den vergangenen Jahren haben jedoch radikalislamische Strömungen an Einfluss gewonnen. Auch die Politik kann sich der Einwirkung konservativ-islamischer Gruppen nicht entziehen. Regelmäßig kommt es zu Verurteilungen wegen angeblicher Gotteslästerung. Eine Verschärfung des Anti-Blasphemie-Gesetzes soll 2026 in Kraft treten.

Symbolträchtigster Moment der gesamten Reise

Der neugewählte Präsident Prabowo Subianto gab sich im vorletzten Wahlkampf als Islamist, aus Zeiten der Suharto-Dikatur bis 1998 wird ihm Mitverantwortung für schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Zusammentreffen wird Franziskus aber mit dem noch bis Oktober amtierenden Staatsoberhaupt Joko Widodo, der mit seinem Sohn als kommendem Vizepräsidenten die Wahl seines Nachfolgers unterstützt hatte.

Obwohl seit dem 17. August die Stadt Nusantara offiziell die neue indonesische Hauptstadt ist, wird sich Franziskus ausschließlich in der bisherigen Hauptstadt Jakarta aufhalten. Dort findet auch der wohl symbolträchtigste Moment der gesamten Reise statt. Papst Franziskus steht in der größten Moschee Südostasiens einer interreligiösen Feier mit Vertretern aller staatlich anerkannten Glaubensrichtungen vor. Die Istiqlal-Moschee (dt. Unabhängigkeit) befindet sich direkt gegenüber der katholischen Kathedrale "Unserer Lieben Frau von Mariä Himmelfahrt".

Bild: ©KNA/Severina Bartonitschek

Während der Reise durch den Asien-Pazifik-Raum absolviert der 87-jährige Pontifex an 11 Tagen 42 Programmpunkte mit 16 Ansprachen in 4 Ländern.

Um die Dialog-Symbolik zwischen den 242 Millionen Muslimen und den 8,5 Millionen Katholiken zu unterstreichen, verbindet beide Gotteshäuser der "Tunnel der Freundschaft". Örtliche Katholiken hoffen auf eine persönliche Begehung mit dem Papst.

16 Ansprachen in 4 Ländern an 11 Tagen

Anfang August hatte Indonesiens Anti-Terror-Einheit Jakartas Kathedrale einem Sicherheitscheck unterzogen. Zuvor war ein Sympathisant der Terrormiliz IS festgenommen worden, der laut Behörden Anschläge auf zwei Gotteshäuser geplant hatte. Zuletzt am Palmsonntag 2021 verübte eine mit dem IS verbundene Gruppe einen Bombenanschlag auf die Kathedrale von Makassar in Südsulawesi. Es war das erste Attentat auf ein Gotteshaus seit den Anschlägen auf drei Kirchen in Surabaya im Jahr 2018.

In den folgenden Reiseländern steigt der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung – im stark vom Klimawandel betroffenen Papua-Neuguinea machen sie ein gutes Viertel aus, im armen und erst seit 2002 von Indonesien unabhängigen Osttimor über 97 Prozent. Im multireligiösen Singapur sind 395.000 der knapp sechs Millionen Einwohner Katholiken. In dem Stadtstaat steht ein weiteres interreligiöses Treffen auf dem Programm. Anschließend reist Franziskus zurück in den Vatikan – nach 42 Programmpunkten mit 16 Ansprachen in 4 Ländern an 11 Tagen.

Von Severina Bartonitschek (KNA)