Nicht wie Chefs aufführen

Papst Franziskus will Priester und Bischöfe mit Bodenhaftung

Veröffentlicht am 10.09.2024 um 08:55 Uhr – Lesedauer: 

Dili ‐ Wo die katholische Kirche gesellschaftlich stark ist, kommen Priester und Bischöfe in die Versuchung, die Bodenhaftung zu verlieren. Papst Franziskus hat eine andere Vorstellung von dem Amt.

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Papst Franziskus hat die Bischöfe und Priester in Osttimor ermahnt, sich nicht wie Chefs aufzuführen. In dem zu 98 Prozent von Katholiken bevölkerten Land sagte er bei einer Begegnung mit Klerikern, Ordensleuten und Katecheten am Dienstagmorgen (Ortszeit): "Der Priester ist ein Segenswerkzeug. Er darf seine Rolle niemals ausnutzen, er muss immer segnen, trösten, ein Diener des Mitgefühls und ein Zeichen der Barmherzigkeit Gottes sein."

Weiter führte der Papst bei der Begegnung in der Kathedrale von Dili aus, die Anrede mit einem Ehrentitel wie "Herr" dürfe "nicht dazu führen, dass ihr euch dem Volk überlegen fühlt – Du kommst aus dem Volk! Du wurdest von Müttern des Volkes geboren! Du bist im Volk aufgewachsen! Vergiss nicht die Kultur des Volkes, die du erhalten hast."

Franziskus warnte die Geistlichen vor den Versuchungen von Arroganz und Macht. "Meine Großmutter hat mir immer gesagt, dass der Teufel durch die Taschen eindringt", so Franziskus. Er rief dazu auf, das Amt nicht als soziales Prestige, sondern als Dienst zu betrachten. "Und wenn sich jemand von euch nicht als Diener des Volkes fühlt, dann geht und bittet einen weisen Priester um Rat, der euch hilft, diese wichtige Dimension zu erlangen."

Einsatz für Gerechtigkeit und gegen Korruption

Aufgaben der Geistlichen seien, das Evangelium zu verkünden, den Armen zu dienen und sich zugunsten der wirtschaftlichen und sozialen Geschicke des Landes zu engagieren und sich für Gerechtigkeit und gegen Korruption einsetzen. Dabei rief Franziskus zur Wachsamkeit auf: Korruption könne auch oft in katholische Gemeinschaften und Kirchengemeinden eindringen.

An der Begegnung in der Kathedrale von Dili nahmen Bischöfe, Priester, Ordensleute und Katecheten teil. Etwa 98 Prozent der 1,4 Millionen Timoresen sind Katholiken, Menschen in Kirchenämtern haben eine besonders respektierte Stellung in der Gesellschaft. Die katholische Kirche unterstützte Ende des 20. Jahrhunderts den Unabhängigkeitskampf des Landes gegen Indonesien und ist seither Teil der nationalen Identität. (KNA)