Geistlicher wendet sich mit Hilferuf an Öffentlichkeit

Bischof Genn verurteilt Rassismus gegen Priester

Veröffentlicht am 17.09.2024 um 11:43 Uhr – Lesedauer: 

Emmerich/Münster ‐ Egide Muziazia stammt aus dem Kongo und ist Pfarrer am Niederrhein. Mit einem Hilferuf wendet er sich an die Öffentlichkeit: Denn er habe zahlreiche rassistische Beleidigungen und Übergriffe erfahren.

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Nach zahlreichen rassistischen Angriffen und Beleidigungen hat sich ein aus dem Kongo stammender Priester im Bistum Münster mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt. Zugleich solidarisierte sich Bischof Felix Genn am Dienstag mit dem in Emmerich tätigen Geistlichen. Genn verurteilte die Übergriffe auf Pfarrer Egide Muziazia: "Gott hat die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen – das gilt für alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe und ihrer Herkunft. In unserem christlichen Glauben gibt es keinen Platz für Hass, Intoleranz oder Rassismus."

Der 42-jährige promovierte Priester lebt seit 2006 in Deutschland und leitet seit dem vergangenen Jahr die Pfarrei Sankt Vitus in Emmerich-Elten. In einem dort anberaumten Pressegespräch berichtete Muziazia, dass er in den vergangenen Wochen mehrfach insbesondere wegen seiner Hautfarbe angefeindet worden sei. So sei er in der Innenstadt von Emmerich bespuckt und mit dem Schimpfwort "Du Affe" beleidigt worden. Nachdem er Anzeige erstattet habe, sei die Person zwar ermittelt, das Verfahren aber eingestellt und lediglich ein Schiedsverfahren angeboten worden. Zudem sei er als "Neger" beschimpft und im Rahmen von Nikolaus-Feierlichkeiten auf Niederländisch oder Plattdeutsch als "echte zwarte Piet" bezeichnet worden.

"Weg in Öffentlichkeit belastend"

Der Weg in die Öffentlichkeit sei für ihn sehr belastend, erklärte Muziazia. Aber die Fälle häuften sich. Deshalb wolle er öffentlich an die Menschen in der Pfarrei und darüber hinaus appellieren, "dass wir zusammenstehen im Kampf gegen Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit. Setzen wir uns gemeinsam ein für ein friedliches, tolerantes und vielfältiges Miteinander von Menschen aller Kulturen, Religionen und Hautfarben."

Genn bekundete in einer in Münster veröffentlichten Stellungnahme seine Bestürzung über die Vorfälle. "Ich sichere Pfarrer Muziazia und allen Menschen, die von solchen verachtenswerten Übergriffen betroffen sind, meine uneingeschränkte Solidarität zu." Es brauche "einen lauten Aufschrei der Menschenfreundlichkeit", so der Bischof. "Wir müssen als Gesellschaft endlich aufwachen." An Politikerinnen und Politiker aller Parteien appellierte Genn, durch populistische, plakative, reißerische und undifferenzierte Aussagen oder Parolen keine Ängste zu schüren.

Bistum geht von Dunkelziffer aus

Der für den Niederrhein zuständige Weihbischof Rolf Lohmann sagte vor Journalisten in Emmerich: "In unserer Gesellschaft gibt es keinen Platz für Intoleranz, für Rassismus, für Hass." Laut Bistum Münster arbeiten in der gesamten Diözese derzeit 150 Priester aus anderen Ländern. Wie oft es zu rassistischen Übergriffen komme, lasse sich nicht sagen, da diese – etwa aus Scham oder Angst vor Ablehnung – oft verschwiegen würden, sagte Weltkirche-Referentin Renate Brunnett. Sie gehe aber von einer Dunkelziffer aus. (KNA)