Franziskus kommt nächste Woche nach Luxemburg

Hollerich zu Papstbesuch: Caritas-Skandal wirft keinen Schatten

Veröffentlicht am 18.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Sabine Kleyboldt (KNA) – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Luxemburg ‐ Am 26. September besucht Papst Franziskus Luxemburg. Dessen Kardinal Jean-Claude Hollerich gilt als sein Vertrauter. Aktuell erschüttert ein Skandal das Großherzogtum. Im Interview spricht Hollerich über die Lage kurz vor dem Eintreffen des Pontifex.

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Ausgerechnet kurz vor dem Papstbesuch in Luxemburg und Belgien (26.-29. September) schlägt ein Betrugsskandal bei der Caritas des Großherzogtums Wellen. Eine Mitarbeiterin soll rund 60 Millionen Euro abgezweigt haben; viele Projekte müssen eingestellt, Dutzende Mitarbeitende entlassen werden. Im Interview blickt Kardinal Jean-Claude Hollerich (66) auf das die aktuelle Lage im kleinen Luxemburg vor dem Großereignis.

Frage: Kardinal Hollerich, weiß der Papst gut über Luxemburg Bescheid, wo ja die Kirche in den letzten Jahren freiwillig viele Privilegien abgegeben hat?

Hollerich: Ich denke schon, dass er gut informiert ist. Aber wir sind eine kleine Kirche, das hat man jetzt auch beim Caritas-Skandal gesehen. Wir können die Caritas-Projekte finanziell nicht mehr stemmen. Sie hat ja mehr Angestellte als das ganze Bistum.

Frage: Wirft dieser Skandal einen Schatten auf den Papstbesuch?

Hollerich: Nicht auf den Papstbesuch, aber die Kirche kommt manchmal schlecht in der Öffentlichkeit weg, weil oft die Fakten nicht bekannt sind. Man vergisst immer gern, dass die Caritas ja an sich Opfer ist und nicht Täter.

Frage: Wie geht es jetzt weiter?

Hollerich: Leider haben wir nicht das Geld, um die Caritas zu retten! Der Staat richtet es nun, es wird eine Nachfolgeorganisation namens "Hut – Hellef um Terrain" geben, aber da ist nichts Christliches mehr drin. Dabei hat die Caritas gute Arbeit geleistet.

Bild: ©yarchyk - Fotolia.com

Über 10.000 Menschen wollten Papst Franziskus in der Luxemburger Kathedrale sehen. 650 sind ausgelost worden.

Frage: Welchen Zuspruch erwarten Sie vom Papstbesuch, auch aus Deutschland?

Hollerich: Das muss sich zeigen, wie viele aus Deutschland kommen. Ich weiß nur, dass Bischof Ackermann und seine Weihbischöfe aus Trier kommen, das ist schon sehr erfreulich. Auf jeden Fall ist das Interesse an der Begegnung in der Kathedrale sehr groß. Wir hatten ein paar Hundert Sitze zum Auslosen, aber es gab über 10.000 Bewerbungen.

Frage: Werden Sie auch anschließend dabei sein, wenn der Papst nach Belgien weiterreist?

Hollerich: Nein, das kann ich nicht, die Weltsynode ruft mich. Ich habe am 29. September noch eine Prinzentaufe in Luxemburg, danach reise ich sofort nach Rom.

Frage: Einige Deutschen blicken jetzt neidisch nach Luxemburg. Wie haben Sie es geschafft, den Papst herzulocken?

Hollerich: Der Großherzog hat ihn eingeladen, und er ist dieser Einladung gerne gefolgt.

Frage: Sowas haben wir in Deutschland leider nicht...

Hollerich: Aber Sie haben einen sehr guten Bundespräsidenten! Den kann man schon zeigen.

Frage: Haben Sie auch Ihren Einfluss auf den Papst spielen lassen?

Hollerich: Ich habe keinen Brief geschrieben (lacht).

Von Sabine Kleyboldt (KNA)