Speyerer Bischof für Überprüfung der Argumente gegen Frauenweihe

Wiesemann: Diakonat der Frau wäre Signal, dass es Bewegung gibt

Veröffentlicht am 07.11.2024 um 09:43 Uhr – Lesedauer: 

Speyer ‐ Die Kirche verliere eine ganze Generation von jungen Frauen, die sich ausgeschlossen fühlten: Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann spricht sich für den Diakonat der Frau aus – vor allem als Signal. Auch zu anderen Reformdebatten äußert er sich.

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Der Speyerer Bischof Karl-Henz Wiesemann spricht sich für den Diakonat der Frau aus und fordert gleichzeitig eine Neubewertung der kirchlichen Argumente gegen die Frauenweihe. Die theologische Begründung, Frauen vom Priesteramt auszuschließen, sei in seinen Augen "schon sehr schmal", sagte Wiesemann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Kirche verliere eine ganze Genration von jungen, engagierten, kompetenten und motivierten Frauen, die sich ausgeschlossen fühlten und die Argumentation nicht nachvollziehen könnten. "Der Diakonat für Frauen, der dogmatisch nicht so umstritten ist, wäre eine Möglichkeit, zu signalisieren, dass es Bewegung gibt und wir als Kirche Erfahrung damit machen möchten."

Die Frage könne nicht allein in Deutschland gelöst werden, betonte Wiesemann. Er befürworte daher sehr, dass das Thema in der Weltkirche besprochen werde. "Ich weiß, dass es in vielen Teilen der Welt ähnliche Fragen gibt. Wenn die Kirche die Frauen verliert, verliert sie eine wesentliche Dimension ihres kirchlichen Lebens." Es müsse in der Debatte vor allem um Plausibilität gehen. "Wenn unsere Grundbotschaft die Universalität des Heils ins Zentrum stellt; wenn alle eins sind in Christus und, wie Paulus sagt, diesbezüglich nicht mehr zählt, ob man Mann oder Frau ist, ist es schwer verständlich zu machen, warum Frauen vom Dienstamt in der Kirche ausgeschlossen sein sollen."

Wiesemann wandte sich gegen den Vorwurf "von bestimmten Kreisen", Reformen in Struktur und Lehre seien nur der Versuch, sich dem Zeitgeist anzupassen, was den Glauben auch nicht rette. Es gehe in der Reformdebatte stattdessen "um Glaubwürdigkeit, gerade gegenüber der jungen Generation", so der Bischof. So erklärte er im Blick auf die Frage nach der Segnung homosexueller Paare, Kern der Glaubensbotschaft sei, dass Gott alle Menschen unabhängig von sexuellen Veranlagungen oder anderen Identitäten und Beschreibungen liebe. Menschen und auch ihre Liebe zu segnen müsse möglich sein. In der Frage des Zölibats für Priester forderte Wiesemann mehr Flexibilität. Ehelosigkeit bleibe für die Kirche immer ein hohes Gut. "Aber es sollte auch für Verheiratete einen Zugang zum Priestertum geben. Es wäre ein guter Schritt nach vorn für die Kirche." (mal)