Franziskus sprach vor Bibliotheks-Vertretern aus aller Welt

Papst: "Weltkrieg auf Raten" bedroht Kultureinrichtungen

Veröffentlicht am 17.11.2024 um 11:40 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Mit gut zwei Millionen Büchern und 150.000 Handschriftenbänden ist die Vatikan-Bibliothek eine der wichtigsten Einrichtungen dieser Art. Doch nur wenige Länder könnten sich so etwas leisten, kritisiert der Papst.

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Konflikte und Aufrüstung weltweit bedrohen nach Worten von Papst Franziskus auch Kultureinrichtungen. Das Risiko bestehe darin, dass ein "Weltkrieg auf Raten" der Kultur die Mittel raube, Studierende am Lernen hindere sowie Schulen, Universitäten und Bildungsprojekte zerstöre, sagte er am Samstag im Vatikan. "Krieg zerstört alles", erklärte er vor Vertreterinnen und Vertretern von 23 internationalen Bibliotheken, die an einem Kongress in der Vatikan-Bibliothek teilnahmen.

Schon jetzt führten die hohen Kosten für die Erhaltung von Bibliothekssammlungen dazu, dass sie sich nur wenige Länder der Welt leisten könnten. "Die schwächsten Nationen sind daher nicht nur materieller, sondern auch geistiger und kultureller Armut ausgesetzt", so der Papst.

Papst gegen virtuelle Mauern

"Lassen Sie uns auf den Kampf der Kulturen, den ideologischen Kolonialismus und die Auslöschung der Erinnerung mit Sorge für die Kultur reagieren", appellierte er. Es wäre gravierend, wenn zusätzlich zu den vielen Barrieren zwischen Staaten auch virtuelle Mauern errichtet würden. "Ich ermutige Sie, weiterhin daran zu arbeiten, dass Ihre Institutionen Orte des Friedens, Oasen der Begegnung und der freien Diskussion sind", sagte Franziskus.

In diesem Zusammenhang erinnerte er an Pius XI. (1922-1939). Der "Papst-Bibliothekar" habe die Bedeutung der Wissenschaft in schwierigen Zeiten erkannt und die Vatikan-Bibliothek während der Zeit des Faschismus in Europa reformiert. Pius XI. habe nicht nur neue Arbeitsplätze geschaffen, sondern diese auch Verfolgten zur Verfügung gestellt. "Die Bibliothek wurde zu einem sicheren Ort für viele Gelehrte, selbst für diejenigen, die von totalitären Regimen verfolgt wurden", erklärte Franziskus. (KNA)