Kirche von Kreta weist Bundespräsident Steinmeier zurück
Für die orthodoxe Kirche von Kreta ist die Frage nach Entschädigungen für deutsche Kriegsverbrechen noch nicht abgeschlossen. In einer Erklärung äußerte sich der Heilige Synod der Kirche Anfang der Woche nach dem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Griechenland Ende Oktober zum Umgang mit der Erinnerungskultur auf der Mittelmeerinsel. Der Heilige Synod ist das Leitungsorgan der teilautonomen orthodoxen Kirche, die aus den neun Diözesen der Insel besteht und zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel gehört.
Der Heilige Synod würdigte in seiner Erklärung die Entgegnung von Metropolit Amphilochios von Kissamos und Selino. Der Bischof hatte den deutschen Ausschluss von Entschädigungen zurückgewiesen und auf die Großherzigkeit der kretischen Kirche verwiesen, die bis zur Gründung eines deutschen Soldatenfriedhofs die Überreste deutscher Soldaten in einem Kloster bewahrt hätte. Dieser griechische Geist der Versöhnung stehe im Gegensatz zur deutschen Position zu Entschädigungszahlungen.
Maßnahmenpaket zur Erinnerungskultur
Weiter beschloss der Heilige Synod ein Maßnahmenpaket zur Erinnerungskultur. So soll unter anderem ein Erinnerungszentrum gegründet werden, an dem die Namen der Opfer der Besatzung gesammelt werden sollen. Für die Kleriker und Mönche unter den Opfern sollen zudem ein eigenes Verzeichnis und ein Denkmal in der kretischen Hauptstadt Heraklion entstehen. Außerdem sollen Gedenkgottesdienste für die Opfer gefeiert und das Geschichtsbewusstsein gefördert werden: "Die Kreter sollen aufgerufen werden, ein wachsames Nationalbewusstsein zu bewahren, ihre Identität und ihr historisches Gedächtnis lebendig zu halten und die unerschrockenen Kämpfer gegen die schreckliche deutsche Besatzung nicht zu vergessen, die Widerstand leisteten, blutige Kämpfe führten und schrecklich für Freiheit und Menschenwürde litten", heißt es in der Erklärung.
Steinmeier hatte bei seinem Besuch des Dorfs Kandanos auf Kreta Ende Oktober im Namen Deutschlands um Vergebung durch die Opfer der NS-Verbrechen gebeten. Soldaten der Wehrmacht hatten die Siedlung 1941 als Vergeltung zerstört und etliche Bewohner ermordet. "Es ist ein schwerer Weg, als deutscher Bundespräsident an diesen Ort zu kommen. Aber ich kann nicht hier auf Kreta sein, ohne diesen Ort deutscher Scham zu besuchen", sagte Steinmeier. Griechenlands Forderungen nach Entschädigungen für Kriegsverbrechen wolle man jedoch nicht nachkommen; in Deutschland betrachte man das Thema als "abgeschlossen". (fxn)