Literaturnobelpreisträger: Fand durch Schreiben zum Katholizismus
Der norwegische Literaturnobelpreisträger Jon Fosse hat nach eigenem Bekunden in seinem Schreibprozess zum Katholizismus gefunden. "Mir fiel etwas ein, und ich wusste nicht, woher es kam. Mein Geist öffnete sich für das, was man im katholischen Kontext die unsichtbaren Dinge nennt", sagte Fosse der Quartalsschrift der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Als Jugendlicher habe er der norwegischen Kirche den Rücken gekehrt, sei aber über den spätmittelalterlichen Theologen Meister Eckhart zum katholischen Glauben gekommen.
"Schon seit meinem ersten Stück gab es eine religiöse Dimension in meinem Schreiben", so Fosse. Obwohl er zum Zeitpunkt der ersten Produktion seines Stücks noch kein Katholik gewesen sei, habe ein schwedischer Kritiker gemeint, "dass der Schriftsteller ein Katholik sein muss". Der Grund sei seine "mystische Seite", die mit dem Prozess seines Schreibens einhergehe.
Fosse: Konzentriertes Schreiben ist wie Beten
Sein konzentriertes Schreiben verglich Fosse mit dem konzentrierten Beten von Menschen, die er in Kirchen und Kathedralen auf seinen Reisen gesehen habe. "Das hat mich tief beeindruckt. Das kann man sich in einer protestantischen Kirche nicht vorstellen", sagte der 2013 zum Katholizismus konvertierte Christ. "Aber das ist nicht der Kern. Das Zentrum ist das Geheimnis des Glaubens. Alles andere kann man vergessen."
2023 erhielt der Dramatiker, Übersetzer, Prosa- und Kinderbuchautor den Literaturnobelpreis für "seine innovativen Theaterstücke und Prosa, die dem Unsagbaren eine Stimme geben", wie die Schwedische Akademie in ihrer Begründung mitteilte. Papst Franziskus rühmte in einem Glückwunschbrief Fosses "sanftes Glaubensbekenntnis". Seine Nobel-Vorlesung in Stockholm beschloss Fosse mit einem Dank an Gott. "Alles, was ich schreibe, ist eine Art Gebet", beschrieb der Autor seine Werke. (KNA)