Orthodoxe Kirche vor Schließung ihrer ständigen EU-Vertretung in Brüssel

Kirche beruft Leiter des EU-Büros ab

Veröffentlicht am 28.07.2015 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 
Griechenland

Athen ‐ Die Orthodoxe Kirche von Griechenland steht offenbar vor der Schließung ihrer ständigen EU-Vertretung in Brüssel. Damit will sie ihr Unbehagen über die europäische Haltung angesichts der Nöte des griechischen Volkes zum Ausdruck bringen.

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Im Sprachgebrauch der griechisch-byzantinischen Kirchendiplomatie bedeutet dies die bevorstehende Schließung der EU-Vertretung von Griechenlands Kirche oder zumindest ihre Herabstufung auf niedriges Niveau. In Athener Kirchenkreisen wird betont, dass die Abberufung von Metropolit Chatzopoulos nicht gegen diesen persönlich gerichtet sei. An seiner Amtsführung bei der EU gebe es nichts auszusetzen. Hingegen wolle die Kirche von Griechenland ihr Unbehagen über die europäische Haltung angesichts der Nöte des griechischen Volkes zum Ausdruck bringen. Außerdem spiele Kostenersparnis eine Rolle. Das Geld für das Brüsseler Büro käme besser den Armen in Griechenland zugute.

Der heute 65-jährige Chatzopoulos war ursprünglich Byzantinist und Handschriftenforscher und daher auch besonders der Vatikanischen Bibliothek und dem Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom verbunden. Als Spätberufener wurde Athanasios 1991 zum Priester geweiht, wirkte bei neuen Wegen der Verkündigung des Evangeliums in Albaniens mit und gehört der Internationalen Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der katholischen und den orthodoxen Kirchen an. 2007 wurde er zum Titularmetropoliten von Achaia geweiht.

Mit der Abberufung steht ein Kapitel griechischer Kirchenpolitik vor dem Ende, das auch die Beziehungen zwischen der Athener Orthodoxie und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel belastet hatte. Grundsätzlich vertritt dieses alle Kirchen griechischen Ursprungs nach außen. Doch wollte sich der ehrgeizige Athener Erzbischof Christodoulos Paraskevaidis (1998-2008) eine eigene Vertretung in Brüssel sichern. Er verweigerte Patriarch Bartholomaios I. so lange die Eröffnung von dessen Büro in Athen, bis dieser im Gegenzug den Alleingang von Christodoulos zur EU akzeptiert hatte. (KNA)