Katholisch.de erklärt die Struktur der römisch-katholischen Kirche

Alle Wege führen nach Rom

Veröffentlicht am 28.07.2015 um 14:30 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Kirche

Bonn ‐ Der Papst ist das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Aber was ist eine Kirchenprovinz und wofür gibt es einzelne Dekanate? Katholisch.de erklärt den Aufbau und die Struktur der Kirche vom Heiligen Vater bis hin zur Pfarrei vor Ort.

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Vatikan und Kurie

Dieser Struktur folgend ist die katholische Kirche als Ganze dem Papst unterstellt. Trotz seiner herausragenden Stellung in der Hierarchie übt der Papst sein Amt aber nicht allein oder gar isoliert aus. Die grundlegende Leitungsstruktur der Kirche ist vielmehr kollegial. Dies bedeutet, dass die Leitungsverantwortung für die Kirche von der Gemeinschaft aller Bischöfe mit dem Papst und unter seiner Führung wahrgenommen wird.

Einen besonderen Status unter den Bischöfen genießen die Kardinäle. Nur sie sind zur Teilnahme am Konklave und damit zur Wahl eines neuen Papstes - der in der Regel aus der Gruppe der Kardinäle kommt - berechtigt. Außerdem sind sie die unmittelbaren Gehilfen des Papstes bei der Leitung der Gesamtkirche.

Wichtigstes Instrument zur Leitung der Kirche ist die im Vatikan angesiedelte Römische Kurie. Sie ist die zentrale Verwaltung des Kirchenstaates und agiert im Namen und mit Vollmacht des Papstes. Zur Kurie gehören das Staatssekretariat, die neun Kongregationen, die obersten Gerichtshöfe sowie die Räte und Kommissionen.

Bild: ©katholisch.de

Die Grafik gibt einen Überblick über den Aufbau der römisch-katholischen Kirche.

Kirchenprovinzen und (Erz-)Bistümer

Unterhalb des Kirchenstaates folgen als nächst höhere Ebene die Kirchenprovinzen. Diese bestehen in der Regel aus mehreren Bistümern einer Region und haben das Ziel, ein gemeinsames pastorales Vorgehen zu fördern. Das vorrangige unter den Bistümern einer Kirchenprovinz heißt Erzbistum und wird von einem Erzbischof (Metropolit) geleitet. Die übrigen Bistümer sind die so genannten Suffraganbistümer. Sie sind dem Erzbistum in bestimmten Bereichen rechtlich unterstellt.

Geleitet werden die Bistümer - analog zu den Erzbistümern - von einem Bischof. Dieser hat in seinem Bistum jeweils den höchsten Hirten-, Lehr- und Verwaltungsauftrag. Da jeder Bischof nach katholischem Verständnis Nachfolger der Apostel ist, repräsentiert aus theologischer Sicht jedes Bistum die universale Kirche vor Ort. Das Netz der Bistümer, von denen es weltweit rund 3.000 und in Deutschland 27 gibt, umfasst alle bewohnten Regionen der Erde.

In vielen Staaten haben sich die Bischöfe zu Bischofskonferenzen zusammengeschlossen. Diese sollen der Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, der Koordinierung der kirchlichen Arbeit und dem gemeinsamen Erlass von Entscheidungen in dem jeweiligen Staat dienen.

Bild: ©KNA

In Deutschland gibt es 27 Teilkirchen und damit auch - wenn allle Bischofsstühle besetzt sind - 27 Diözesanbischöfe. Hinzu kommen - je nach größe des Bistums - noch einige Weihbischöfe.

Dekanate und Pfarreien

Unterhalb der Ebene der (Erz-)Bistümer existieren die Dekanate und die Pfarreien. Die Pfarrei, auch (Pfarr-)Gemeinde genannt, ist die kleinste Einheit innerhalb der kirchlichen Organisationsformen. Sie umfasst in der Regel ein bestimmtes geografisches Gebiet (Territorialprinzip) und wird von einem Pfarrer geleitet. In Deutschland gibt es nach zahlreichen Gemeindezusammenlegungen in den vergangenen Jahren heute rund 11.000 Pfarreien und Seelsorgeeinheiten.

Wichtigstes Gremium innerhalb der Pfarrei ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) meist der Pfarrgemeinderat. Hier können von der Gemeinde gewählte (Laien-)Vertreter unter Vorsitz des Pfarrers mitbestimmen, welche Pläne in der Pfarrei verwirklicht und welche Ziele angestrebt werden. Für die finanziellen Angelegenheiten einer Pfarrei ist er allerdings nicht zuständig. Diese Aufgabe übernimmt der Vermögensverwaltungsrat, der in Deutschland auch Kirchenvorstand, Kirchenverwaltung oder Pfarrverwaltungsrat genannt wird. Der Pfarrer ist automatisch Vorsitzender dieses Gremiums.

Pfarreien eines bestimmten Gebietes, zum Beispiel einer Stadt, sind in der Regel in einem Dekanat zusammengefasst. Dieses wird von einem Dekan – je nach Region auch Dechant genannt – geleitet. Ziel der Dekanate, von denen bundesweit etwa 500 existieren, ist die Förderung der Seelsorge innerhalb des Dekanatsgebiets.

Hilfswerke, Orden, Verbände...

Über die hier beschriebenen Strukturen hinaus gibt es innerhalb der katholischen Kirche zahlreiche weitere Institutionen. Dazu zählen unter anderem die katholischen Hilfswerke (Adveniat, Misereor, Missio, Renovabis etc.), Ordensgemeinschaften, Verbände sowie die Caritas.

Von Steffen Zimmermann