Papst verurteilt Trumps Plan zur Massenausweisung von Migranten
Papst Franziskus hat die Ankündigung Donald Trumps zur massenhaften Ausweisung von Migranten scharf kritisiert. Wenn der künftige US-Präsident als eine seiner ersten Amtshandlungen illegale Zuwanderer zurückschicken würde, wäre das "eine Tragödie", sagte der Papst am Sonntagabend im italienischen Fernsehen. "Er lässt die Armen die Rechnung für die ungleiche Verteilung zahlen", so der 88-Jährige, der aus seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta zur italienischen Talk-Sendung "Che tempo che fa" (etwa: "Wie die Zeiten so sind") zugeschaltet war.
Der Gedanke an die Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten weckt in Franziskus nach eigenem Bekunden "ein Gefühl von Trauer und Scham". Dass Menschen zu etwas wie der Schoah fähig seien, sei eine Schande und ein Schmerz, sagte er. Bei seinem Besuch 2016 im ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau habe er über dem Tor die Aufschrift "Arbeit macht frei" gesehen, zitierte er auf Deutsch. "Was für eine Arbeit war das? Die von Sklaven!" Dort, wo so viele Menschen ermordet worden seien, habe er nur schweigen können. Es sei so wichtig, deren Geschichten etwa durch Zeitzeugen zu hören, betonte Franziskus.
"Frieden erfordert Mut"
Erleichtert zeigte er sich über das Abkommen zwischen der Hamas und Israel, das am Sonntag in Kraft getreten war. Die Vermittler hätten sehr gute Arbeit geleistet, so der Papst. Für ihn sei eine Zwei-Staaten-Lösung die einzige Möglichkeit für dauerhaften Frieden zwischen Israel und Palästina. "Manche sind dazu bereit, andere nicht." Es gelte, mit vorsichtiger Rhetorik zu überzeugen, so das Kirchenoberhaupt. "Wenn man Frieden schafft, verliert man oft etwas, aber man gewinnt doch mehr", fügte Franziskus hinzu. "Frieden erfordert Mut."
Der Papst hatte bereits vor einem Jahr an der populären Show von Moderator Fabio Fazio teilgenommen. Wenige Tage nach einem Sturz zeigte er sich in guter körperlicher und geistiger Verfassung; er antwortete rund 45 Minuten lang auf zahlreiche Fragen zu politischen und religiösen Themen. (tmg/KNA)