Kirche müsse auf eigenen Beinen stehen

Kardinal: Es reicht nicht aus, wenn Kirchen in Afrika nur voll sind

Veröffentlicht am 20.01.2025 um 12:39 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Der frühere Leiter der Päpstlichen Missionswerke, Kardinal Protase Rugambwa, ruft zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen den Kirchen in Europa und Afrika auf. Bei der Entwicklung dürfe man aber nicht nur auf die Zahlen schauen.

  • Teilen:

Der afrikanische Kardinal Protase Rugambwa ruft die Ortskirchen in Europa und Afrika zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe auf, um den Glauben zu verbreiten. "Als weltweite katholische Kirche brauchen wir einander", betonte der neue Erzbischof von Tabora/Tansania im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress (Montag) in Wien. Rugambwa war von 2012 bis 2017 Präsident der weltweiten Päpstlichen Missionswerke.

Die Kirche in Afrika sei lange Zeit abhängig gewesen und benötige weiter punktuell Unterstützung, erklärte der 64-Jährige. Dennoch sei es nun an der Zeit, auf eigenen Füßen zu stehen. Doch auch die Kirche in Europa und Amerika habe ihre Nöte und brauche manchmal Unterstützung aus Afrika.

Bei der Entwicklung der Kirche nicht nur auf Zahlen schauen

Die Kirchen und Priesterseminare in seiner Heimat Tansania seien voll, weil die Menschen glaubten und Gott erfahren wollten, sagte Rugambwa, der 2023 vom Papst ins Kardinalskollegium aufgenommen wurde. Man dürfe aber bei der Entwicklung der Kirchen nicht nur auf Zahlen schauen, sondern auf Qualität. Es reiche nicht aus, wenn Kirchen voll seien. Die Menschen müssten ihr Leben aus dem Glauben heraus gestalten und so auf andere ausstrahlen. Dafür müsse die Kirche auch neue Wege und Kommunikationsformen finden.

Rugambwa schilderte die großen Herausforderungen, denen sich die wachsende Kirche in Afrika gegenübersehe, etwa Armut, Analphabetismus und ein niedriges Bildungsniveau. Auch sei seine Erzdiözese Tabora flächenmäßig größer als Bayern. Viele kleinere Außenstellen könnten die Priester oft nur schwer oder gar nicht erreichen, besonders in der Regenzeit. Katechistinnen und Katechisten hülfen bei der Verbreitung des Glaubens und machten Kirche auch in abgelegenen Orten für die Menschen präsent.

Papst Franziskus setzt Kardinal Protase Rugambwa das Birett auf
Bild: ©KNA/Lola Gomez/CNS photo

2023 setzte Papst Franziskus Kardinal Protase Rugambwa das Kardinalsbirett auf. Rugambwa ist damit erst der dritte Kardinal aus Tansania.

Die Kirche sei im Bildungs- und Gesundheitsbereich sehr aktiv, so der Kardinal. Sie betreibe Schulen, Krankenhäuser und Gesundheitszentren, da die staatliche Versorgung oft nicht ausreiche. Einige dieser Einrichtungen seien Kooperationsprojekte mit staatlichen Stellen.

In Tansania sind laut Schätzungen etwa 40 Prozent der Bevölkerung Christen und 40 Prozent Muslime. Viele Nomaden leben nach traditionellen afrikanischen Religionen, wobei sich teils traditionelle religiöse Praktiken mit christlichen Riten mischen (Synkretismus). Rugambwa berichtete auch von einer Zunahme christlicher Sekten, deren Führer in großen Autos vorführen und den Leuten große Versprechungen machten.

Im Oktober sollen im ostafrikanischen Tansania Präsidentenwahlen stattfinden. Amtsinhaberin Samia Suluhu Hassan galt 2021 zunächst als Reformerin. Inzwischen werfen ihr Kritiker einen zunehmenden Demokratie-Abbau vor. "Wir beten für gerechte und friedliche Wahlen – und dass Politiker ihre Auseinandersetzungen ernsthaft und respektvoll austragen", so der Erzbischof im Kathpress-Interview. Nach seinem Namensverwandten Laurean Rugambwa (1912-1997) sowie dem emeritierten Erzbischof von Dar-es-Salaam, Polycarp Pengo (80), ist Protase Rugambwa erst der dritte Kardinal aus Tansania. (KNA)