Nach Appell in Gottesdienst feuert US-Präsident verbal zurück

Trump: "Sogenannte Bischöfin" ist "linksradikale Trump-Hasserin"

Veröffentlicht am 22.01.2025 um 13:07 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Eine Bischöfin legt sich mit dem – neuerdings wieder – mächtigsten Mann der Welt an: Dass sie öffentlich an sein Gewissen appellierte, gefällt Donald Trump so gar nicht. Der kritisiert nun noch einmal scharf die Geistliche und ihren Gottesdienst.

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Der neue US-Präsident Donald Trump hat sich ein Wortgefecht mit einer anglikanischen Bischöfin geliefert. Nachdem sich Mariann Edgar Budde beim traditionellen Gebetsgottesdienst zu Trumps Amtsübernahme besorgt über dessen Migrationspolitik geäußert hatte, feuerte der am Mittwoch verbal zurück.

Die "sogenannte Bischöfin" sei eine "linksradikale Trump-Hasserin", schrieb er auf seiner Online-Plattform "Truth Social". Der Präsident warf ihr vor, ihre Kirche ungebührlich in die politische Debatte eingebracht zu haben. "Ihr Ton war unangenehm und weder überzeugend noch klug." Vor allem habe die Geistliche versäumt, die hohe Zahl illegal eingewanderter Migranten zu erwähnen, die in den USA Menschen umgebracht hätten. Ohnehin sei der gesamte Gottesdienst "langweilig und uninspiriert" gewesen. Von Budde und ihrer Kirche forderte Trump eine Entschuldigung.

Appell in der National Cathedral

Die Washingtoner Bischöfin hatte ihn in ihrer Predigt am Dienstag (Ortszeit) öffentlichkeitswirksam um Barmherzigkeit für Migranten und sexuelle Minderheiten gebeten. In der National Cathedral appellierte sie, auf die von der Trump-Regierung geplanten Abschiebungen zu verzichten. "Ich bitte Sie um Erbarmen, Herr Präsident, mit jenen in unseren Gemeinden, deren Kinder Angst haben, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden", so Budde. Auch wenn sie nicht über die erforderlichen Papiere verfügten, seien die meisten betroffenen Migranten nicht kriminell. "Sie zahlen Steuern und sind gute Nachbarn. Sie sind treue Mitglieder unserer Kirchen und Moscheen, Synagogen und Tempel", so die 65-Jährige. Gott lehre die Menschen, barmherzig gegenüber Fremden zu sein.

Mit Blick auf sexuelle Minderheiten in den USA sagte Budde: "Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben." Es gebe Familien, in denen schwule, lesbische und transsexuelle Kinder nun um ihr Leben fürchteten. In seiner Antrittsrede am Montag hatte Trump zur offiziellen US-Politik erklärt, künftig nur noch zwei Geschlechter anzuerkennen – männlich und weiblich. Bereits am ersten Tag seiner Amtszeit veröffentlichte er zudem eine große Zahl von Beschlüssen. So verhängte er, ähnlich wie 2019, an der Südgrenze einen nationalen Notstand gegen illegale Migration.

Unterdessen teilte die US-Regierung mit, dass illegal eingewanderte Personen künftig auch in Kirchen, Schulen und Krankenhäusern festgenommen werden können. Aus rein juristischer Sicht konnte dies auch schon vor Trumps Amtsübernahme rechtens sein. Doch eine Sonderregelung sah bislang vor, dass Beamte der US-Einwanderungspolizei nicht ohne spezielle Genehmigung an solch "sensiblen Orten" tätig wurden. (KNA)