"Atomwaffen müssen geächtet werden!"
70 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki ist es geboten, nicht nur den Einsatz von Atomwaffen als unmoralisch zu verurteilen, sondern auch deren Besitz zu ächten und so auf die Abschaffung der Atomwaffen generell zu drängen. "pax christi" unterstützt die Position einer vatikanischen Stellungnahme vom Dezember 2014, die in der Abschaffung der Atomwaffen die Grundlage für kollektive Sicherheit sieht. Nukleare Abschreckung ist in einer multi-polaren Welt kein Stabilisator, sondern ein Anreiz für Staaten geworden, eigene Atomwaffenprogramme zu entwickeln.
Es wird zwar gesagt, dass in all den Jahrzehnten des Kalten Krieges nukleare Abschreckung einen Atomkrieg zwischen den Weltmächten verhindert habe, aber diese Abschreckungspolitik hat der Welt auch einen genuinen Frieden vorenthalten und sie dem anhaltenden Risiko einer nuklearen Katastrophe ausgesetzt. Dazu kommt, dass seit dem Ende des Kalten Krieges enorme Summen in die Modernisierung der Atomwaffen gesteckt werden. Dieses Geld könnte viel besser verwendet werden, Not und Elend zu verhindern, die Situation von Menschen in Krisengebieten zu verbessern und somit eine Politik zu betreiben, die Frieden in Gerechtigkeit ermöglicht. Denn "während man riesige Summen für die Herstellung tödlicher Waffen ausgibt, kann man nicht genügend Hilfsmittel bereitstellen zur Bekämpfung all des Elends in der heutigen Welt" (Zweites Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution "Gaudium et spes", Nr. 81).
In der Vergangenheit haben kirchliche Positionen den Besitz von Atomwaffen noch gerechtfertigt unter der Bedingung, dass die Atommächte ihr Nukleararsenal schrittweise abrüsten. Diese Bedingung wurde jedoch nie erfüllt. Heute gibt es weltweit mehr Atomsprengköpfe als noch zu Zeiten des Kalten Krieges. Vertreter von Atomstaaten schließen nicht aus, diese Waffen auch einzusetzen, falls die Abschreckung versagt. Mit der nuklearen Abschreckung geht immer Massenvernichtung einher, daher kann das System der nuklearen Abschreckung nicht länger als eine Politik betrachtet werden, die moralisch vertretbar ist. Obwohl eingewandt wird, dass allein der Besitz dieser Waffen per se nichts Schlechtes sei, so droht er doch den massenhaften Tod von Menschen an und nimmt ihn billigend in Kauf.
Völkerrechtler betonen das "unnötige Leid", das Menschen durch Atomwaffen zugefügt wird. Gemeint sind damit die besondere Grausamkeit durch Verstrahlung und langfristige Zerstörung des Lebens und seiner Grundlagen. Manche der Überlebenden der Atombombendetonationen in Hiroshima und Nagasaki haben die Toten beneidet. "Unnötiges Leiden" ist aber völkerrechtlich und im Militärrecht geächtet. Was für den konventionellen Krieg gilt, muss umso mehr für den atomaren gelten und zu einem Verbot dieser Waffen führen.
Atomwaffen sind ein globales Problem und ihre Abrüstung erfordert eine globale Ethik. In unserer heutigen verknüpften Welt brauchen wir eine Ethik der Solidarität, die uns auf eine weniger gefährliche und moralisch verantwortbare Zukunft hin zusammenarbeiten lässt. Dazu gehört, sich endlich auf eine Abrüstungskonferenz im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags (NPT-Vertrag) zu verständigen. Die Regierungschefs müssen dazu immer wieder ermutigt werden, sonst bleibt der Atomwaffensperrvertrag ein System, das allein die Interessen der Atom-Staaten verwaltet. Dazu kommen doppelte Standards, die den NPT-Vertrag untergraben. Atom-Staaten setzen die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen bei einigen Ländern durch, während sie den Aufbau von Atomarsenalen in anderen ignorieren.
Staaten wie die Bundesrepublik Deutschland, die durch die Lagerung von Atomsprengköpfen auf ihrem Hoheitsgebiet über "nukleare Teilhabe" an Atomprogrammen beteiligt sind, müssen ihre Beteiligung endlich aufkündigen, auch um den Nichtverbreitungsvertrag nicht zu unterlaufen. Immer noch lagern rund 20 Atomraketen in Deutschland. Doch statt sie zu entsorgen, werden sie modernisiert.
Angesichts fehlender Abrüstungsbemühungen begrüßt die katholische Friedensbewegung "pax christi" alle Initiativen, die sich für die Abschaffung von Atomwaffen einsetzen, sei es die "Humanitäre Initiative" von über 100 Staaten, die über eine Konvention ein Verbot von Atomwaffen durchsetzen wollen, seien es Formen des gewaltfreien Widerstandes, Gebet und Fasten vor dem Raketendepot in Büchel/Hunsrück oder seien es Aktionen der US-amerikanischen Friedensbewegung vor der Atomwaffenschmiede Los Alamos in New Mexico.
Wir fordern, das im Atomwaffensperrvertrag gegebene Versprechen nach Abrüstung der gefährlichen Atomwaffen endlich einzulösen. Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen, diese Massenvernichtungswaffen abzuschaffen und damit der Bedrohung durch Atomwaffen ein Ende zu setzen.